Notwendig. Notwendigkeit.
1) Ursprung und alleinige Bedeutung des Begriffs der Notwendigkeit.
(S. unter Grund: Die vierfache Notwendigkeit.)2) Die vier Arten der Notwendigkeit.
(S. unter Grund: Die vierfache Notwendigkeit.)3) Die Notwendigkeit alles Geschehens.
(S. Geschehen.)4) Verhältnis des Notwendigen zum Wirklichen und Möglichen.
(S. unter Möglichkeit: Zusammenfallen und Auseinandertreten des Möglichen, Wirklichen und Notwendigen.)5) Gegensatz zwischen dem Notwendigen und Zufälligen.
(S. Zufall.)6) Gegensatz zwischen Freiheit und Notwendigkeit und Verbindung der Freiheit mit der Notwendigkeit.
(S. Freiheit und Determinismus.)7) Kritik des Begriffs der absoluten Notwendigkeit.
Da Notwendigkeit keinen anderen wahren und deutlichen Sinn hat, als den der Unausbleiblichkeit der Folge, wenn der Grund gesetzt ist, so ist jede Notwendigkeit bedingt, absolute, d. h. unbedingte Notwendigkeit also eine contradictio in adjecto. Will man das absolut Notwendige definieren als Das,was nicht nicht sein kann; so gibt man eine bloße Worterklärung und flüchtet sich, um die Sacherklärung zu vermeiden, hinter einen höchst abstrakten Begriff, von wo man jedoch sogleich herauszutreiben ist durch die Frage, wie es denn möglich, oder nur denkbar sei, dass irgend etwas nicht nicht sein könne, da ja doch alles Sein bloß empirisch gegeben ist? Da ergibt sich denn, dass es nur insofern möglich sei, als irgend ein Grund gesetzt oder vorhanden ist, aus dem es folgt. Der bei den Philosophastern beliebte Begriff vom
absolut notwendigen Wesenenthält also einen Widerspruch: durch das Prädikat
absolut(d. h.
von nichts Anderem abhängig) hebt er die Bestimmung auf, durch welche allein das
Notwendigedenkbar ist und einen Sinn hat. (G. 153 fg. P. I, 199. E. 7.)
Der vorkantische Dogmatismus übersah die Relativität aller Notwendigkeit
und machte dadurch die ganz undenkbare Fiktion von einem
absolut Notwendigen, d. h. von einem Etwas, dessen Dasein so
unausbleiblich wäre, wie die Folge aus dem Grunde, das aber doch
nicht Folge aus einem Grunde wäre und daher von nichts abhinge;
welcher Beisatz aber eine absurde Petition ist, weil sie dem Satz vom
Grunde widerstreitet. Von dieser Fiktion nun ausgehend erklärte man,
der Wahrheit diametral entgegen, gerade Alles, was durch einen Grund
gesetzt ist, für das Zufällige, indem man nämlich auf das Relative
seiner Notwendigkeit sah und diese verglich mit jener ganz aus der
Luft gegriffenen, in ihrem Begriff sich widersprechenden Notwendigkeit.
(W. I, 552. Vergl. unter Gott: Die Beweise für das Dasein
Gottes.)