Zufall. Zufälligkeit.
1) Begriffsbestimmung des Zufalls.
Das Zusammentreffen in der Zeit von Begebenheiten, die nicht in Kausalverbindung stehen, ist was man Zufall nennt, welches Wort vom Zusammentreffen, Zusammenfallen des nicht Verknüpften herkommt. Ich trete z. B. vor die Haustür, und es fällt ein Ziegel vom Dach, der mich trifft; so ist zwischen meinem Heraustreten und dem Fallen des Ziegels keine Kausalverbindung. (G. 88.)Zufälligbedeutet das Zusammentreffen in der Zeit des kausal nicht Verbundenen. (P. I, 229.)
Der Inhalt des Begriffs der Zufälligkeit ist also negativ, nämlich
weiter nichts als dieses: Mangel der durch den Satz vom Grunde
ausgedrückten Verbindung. Da nun aber alle Objekte dem Satz vom Grunde
unterworfen sind, so ist auch die Verneinung der Notwendigkeit,
welche die Zufälligkeit ausdrückt, nur relativ. Das Zufällige
ist nämlich immer nur in Bezug auf etwas, das nicht sein Grund
ist, ein solches. Jedes Objekt, von welcher Art es auch sei, ist allemal
notwendig und zufällig zugleich; eine Begebenheit z. B. ist notwendig
in Beziehung auf das Eine, das ihre Ursache ist, zufällig
in Beziehung auf alles Übrige. Denn ihre Berührung in Zeit und
Raum mit allem Übrigen ist ein bloßes Zusammentreffen, ohne notwendige
Verbindung. Ein absolut Zufälliges ist also undenkbar;
denn dieses Letztere wäre ein Objekt, welches zu keinem anderen im
Verhältnis der Folge zum Grunde stände, — was, weil es gegen den
Satz vom Grunde streitet, unvorstellbar ist. (W. I, 550. E. 46.
P. I, 229.)