Schön. Schönheit.
1) Bedeutung des Wortes schön
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Schönist ohne Zweifel verwandt mit dem Englischen to shew und wäre demnach shewy, schaulich, what shews well, was sich gut zeigt, sich gut ausnimmt, also das deutlich hervortretende Anschauliche, mithin der deutliche Ausdruck bedeutsamer (Platonischer) Ideen. (P. II, 456.)
2) Die beiden Elemente des Schönen.
Indem wir einen Gegenstand schön nennen, sprechen wir dadurch aus, dass er Objekt unserer ästhetischen Betrachtung ist, welches zweierlei in sich schließt, einerseits nämlich, dass sein Anblick uns objektiv macht, d. h. dass wir in Betrachtung desselben nicht mehr unserer als Individuen, sondern als reinen willenlosen Subjekts des Erkennens uns bewusst sind; und andererseits, dass wir im Gegenstande nicht das einzelne Ding, sondern nur eine Idee erkennen. (W. I. 247. Vergl. Ästhetisch.)3) Ursprung des Wohlgefallens am Schönen.
Im Schönen fassen wir allemal die wesentlichen und ursprünglichen Gestalten der belebten und unbelebten Natur, also Platos Ideen derselben auf, und diese Auffassung hat zu ihrer Bedingung ihr wesentliches Korrelat, das willensfreie Subjekt des Erkennens, d. h. eine reine Intelligenz ohne Absichten und Zwecke. Dadurch verschwindet beim Eintritt einer ästhetischen Auffassung der Wille ganz aus dem Bewusstsein. Er allein aber ist die Quelle aller unserer Betrübnisse und Leiden. Dies ist der Ursprung jenes Wohlgefallens und jener Freude, welche die Auffassung des Schönen begleitet. Sie beruht auf der Wegnahme der ganzen Möglichkeit des Leidens. (P. II, 447 fg.)4) Warum jedes Naturobjekt schön ist und dennoch manche uns hässlich erscheinen.
Da einerseits jedes vorhandene Ding rein objektiv und außer aller Relation betrachtet werden kann; da ferner auch andererseits in jedem Dinge der Wille auf irgend einer Stufe seiner Objektität erscheint, und dasselbe sonach Ausdruck einer Idee ist; so ist auch jedes Ding schön. (W. I, 247. P. II, 457.)
Es hat jedes Ding seine eigentümliche Schönheit, nicht nur jedes
Organische und in der Einheit einer Individualität sich Darstellende,
sondern auch jedes Unorganische, ja jedes Artefakt. (W. I, 248.)
Wenn uns die Schönheit jedes Dinges bei einigen Tieren nicht
einleuchten will; so liegt es daran, dass wir nicht im Stande sind,
sie rein objektiv zu betrachten und dadurch ihre Idee aufzufassen,
sondern hiervon abgezogen werden durch irgend eine unvermeidliche Gedankenassoziation,
meistens in Folge einer sich uns aufdrängenden
Ähnlichkeit, z. B. der des Affen mit dem Menschen, oder der Kröte
mit Kot und Schlamm. Indessen reicht dies doch nicht aus, den
Abscheu vor solchen Tieren, wie Kröten und Spinnen, zu erklären;
dieser scheint vielmehr in einer viel tieferen, metaphysischen und geheimnisvollen
Beziehung seinen Grund zu haben. (P. II, 457.)