1) Beweisbarkeit des Pessimismus.
(S. unter
Optimismus: Beweis des dem Optimismus entgegengesetzten
Satzes.)
2) Pessimismus und Optimismus als Grundunterschied der Religionen.
Der Fundamentalunterschied aller Religionen ist nicht darein
zu setzen, ob sie monotheistisch, polytheistisch, pantheistisch, oder atheistisch
sind; sondern nur darein, ob sie optimistisch oder pessimistisch sind,
d. h. ob sie das Dasein dieser Welt als durch sich selbst gerechtfertigt
darstellen, mithin es loben und preisen, oder aber es betrachten als
etwas, das nur als Folge unserer Schuld begriffen werden kann und
daher eigentlich nicht sein sollte, indem sie erkennen, dass Schmerz und
Tod nicht liegen können in der ewigen, ursprünglichen, unabänderlichen
Ordnung der Dinge, in Dem, was in jedem Betracht sein sollte.
(
W. II, 187 fg.)
3) Pessimismus der bedeutendsten Religionen.
Der Brahmanismus und Buddhismus sind pessimistisch. (Vergl.
Brahmanismus und
Buddhismus.) Die christliche Glaubenslehre
ist pessimistisch, da in den Evangelien Welt und Übel beinahe
als synonyme Ausdrücke gebraucht werden. (
W. I, 385. Vergl.
Christentum). Die alten Samanäischen Religionen fassen das
Dasein als eine Verirrung auf, von welcher zurückzukommen Erlösung
ist. Das Judentum enthält wenigstens im Sündenfall den Keim zu
solcher Ansicht. Bloß das Griechische Heidentum und der Islam
sind ganz optimistisch; daher im Ersteren die entgegengesetzte Tendenz
sich wenigstens im Trauerspiel Luft machen musste; im Islam aber
trat sie als Sufismus auf, diese sehr schöne Erscheinung, welche
durchaus Indischen Geistes und Ursprungs ist. (
W. II, 693.)
4) Pessimismus der großen Geister aller Zeiten.
Die großen Geister aller Zeiten haben sich pessimistisch geäußert;
fast jeder derselben hat seine Erkenntnis des Jammers dieser Welt in
starken Worten ausgesprochen. (
W. II, 670—673.)
5) Pessimismus des allgemein menschlichen Gefühls.
Wie sehr dem Leibnizischen Begriff der möglichst besten Welt das
allgemeine menschliche Gefühl entgegen sei, zeigt unter anderem dies,
dass in Prosa und Versen, in Büchern und im allgemeinen Leben, so
oft die Rede ist von einer
besseren Welt
, wobei die stillschweigende
Voraussetzung ist, kein vernünftiger Mensch werde die gegenwärtige
Welt für die möglichst beste halten. (
H. 421.)