1) Begriff des Wissens überhaupt.
Wissen überhaupt heißt: solche Urteile in der Gewalt seines Geistes
zu willkürlicher Reproduktion haben, welche in irgend etwas
außer ihnen ihren zureichenden Grund haben, d. h. wahr sind. Die
abstrakte (begriffliche) Erkenntnis allein ist also ein Wissen; dieses ist
daher durch die Vernunft bedingt, und von den Tieren können wir,
weil ihnen die Vernunft fehlt, genau genommen, nicht sagen, dass sie
irgend etwas wissen, wiewohl sie anschauliche Erkenntnis haben.
Wissen verhält sich zum Anschauen, wie Vernunfterkenntnis zur
Verstandeserkenntnis. Wissen ist das abstrakte Bewusstsein, das Fixierthaben
in Begriffen der Vernunft des auf andere Weise überhaupt Erkannten.
(
W. I, 60. 73 fg.)
2) Verhältnis der Wissenschaft zum Wissen.
(S.
Wissenschaft.)
3) Gegensatz zwischen Wissen und Fühlen.
(S.
Gefühl.)
4) Gegensatz zwischen Wissen und Glauben.
(S.
Glaube.)
5) Das aktuelle Wissen im Gegensatze zum potentiellen.
Zufolge des Fragmentarischen des Bewusstseins (vergl. unter
Bewusstsein:
Das Fragmentarische des Bewusstseins) und der Natur
des Gedächtnisses, kein Behältnis, sondern eine bloße Übungsfähigkeit
im Hervorbringen von Vorstellungen zu sein (vergl.
Gedächtnis) ist
das Wissen auch des gelehrtesten Kopfes doch nur
virtualiter vorhanden,
actualiter hingegen ist auch er auf eine einzige Vorstellung beschränkt
und nur dieser einen sich zur Zeit bewusst. Hieraus entsteht
ein seltsamer Kontrast zwischen dem, was er
potentia und dem, was
er
actu weiß. Ersteres ist eine unübersehbare, stets etwas chaotische
Masse, Letzteres ein einziger deutlicher Gedanke. (
W. II, 154.)
6) Unterschied zwischen Qualität und Quantität des Wissens.
Die Qualität des Wissens ist wichtiger, als die Quantität
desselben; jene ist eine intensive, diese eine bloß extensive Größe.
Jene besteht in der Deutlichkeit und Vollkommenheit der Begriffe, nebst
der Reinheit und Richtigkeit der ihnen zum Grunde liegenden anschaulichen
Erkenntnisse. (
W. II, 154 fg.)
7) Wert des Wissens.
Das Wissen, als in der abstrakten oder Vernunfterkenntnis bestehend,
erweitert, da die Vernunft immer nur das anderweitig (durch die Anschauung)
Empfangene wieder vor die Erkenntnis bringt, nicht eigentlich
unser Erkennen, sondern gibt ihm bloß eine andere Form. (
W.
I, 63.) Das Wissen, die abstrakte Erkenntnis, hat ihren größten
Wert in der Mitteilbarkeit und in der Möglichkeit, fixiert aufbewahrt
zu werden; erst hierdurch wird sie für das Praktische so unschätzbar
wichtig. (
W. I, 66. Vergl. unter
Begriff: Wichtigkeit des Begriffs.)