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Schopenhauers Kosmos

 

 Umgang.

1) Verschiedenes Verhalten des sich seines Wertes Bewussten und des Philisters im Umgang.

Nichts macht im Umgang so zuvorkommend gegen Andere, als das Bewusstsein eigenen Wertes; mit diesem fürchten wir nicht zurückgestoßen zu werden; denn, wenn es geschieht, so empfinden wir dadurch keine Kränkung, in der beruhigenden Gewissheit, dass nur die Eingeschränktheit des Zurückstoßenden daran Schuld ist.
Der Philister hingegen, der sich eigenes Wertes nicht bewusst ist, ist, wie aus dem Gesagten von selbst folgt, circumspect und politisch in seinen Avancen. (S. 453.)

2) Mittel zum Ertragen der Menschen im Umgang.

(S. unter Geduld: Mittel zur Erlangung der Geduld.)

3) Woraus Überlegenheit im Umgang erwächst.

Die Menschen gleichen darin den Kindern, dass sie unartig werden, wenn man sie verzieht; daher man gegen keinen zu nachgiebig und liebreich sein darf. Besonders den Gedanken, dass man ihrer benötigt sei, können die Menschen schlechterdings nicht vertragen; Übermut und Anmaßung wird sein unzertrennliches Gefolge. Bei Einigen entsteht er in gewissem Grade schon dadurch, dass man sich mit ihnen abgibt, etwa oft, oder auf eine vertrauliche Weise mit ihnen spricht. Daher taugen so Wenige zum irgend vertrauteren Umgang, und soll man sich besonders hüten, sich nicht mit niedrigen Naturen gemein zu machen. Fasst nun aber gar Einer den Gedanken, er sei mir viel nötiger, als ich ihm; da ist es ihm sogleich, als hätte ich ihm Etwas gestohlen. Überlegenheit im Umgang erwächst allein daraus, dass man den Anderen in keiner Art und Weise bedarf und dies sehen lässt. Wer nicht achtet, wird geachtet, sagt ein feines italienisches Sprichwort. (P. I, 479 fg.)

4) Verhaltensregel gegen Die, welche uns im Umgang Unangenehmes oder Ärgerliches erweisen.

Hat Einer, mit dem wir in Umgang stehen, uns etwas Unangenehmes, oder Ärgerliches erzeigt; so haben wir uns nur zu fragen, ob er uns so viel wert sei, dass wir das Nämliche, auch noch etwas verstärkt, uns nochmals und öfter wollen gefallen lassen, oder nicht. (Vergeben und Vergessen heißt gemachte kostbare Erfahrungen zum Fenster hinaus werfen.) Im bejahenden Fall wird nicht viel darüber zu sagen sein, weil das Reden wenig hilft; wir müssen also die Sache, mit oder ohne Ermahnung, hingehen lassen. Im verneinenden Falle hingegen haben wir sogleich und auf immer mit ihm zu brechen. Denn, da der Charakter inkorrigibel ist, so wird er, vorkommenden Falles, ganz das Selbe, oder das völlig Analoge, wieder tun. Daher auch ist, sich mit einem Freunde, mit dem man gebrochen hatte, wieder auszusöhnen, eine Schwäche, die man zu büßen hat. (P. I, 482 fg.)

5) Nutzen der Höflichkeit und der Verschwiegenheit im Umgang.

(S. Höflichkeit und Verschwiegenheit.)