1) Gegensatz zwischen Stolz und Eitelkeit.
(S.
Eitelkeit.)
2) Warum der Stolz nicht in unserer Willkür steht.
Stolz ist nicht, wer will, sondern höchstens kann, wer will, Stolz
affektieren, wird aber aus dieser, wie aus jeder angenommenen Rolle
bald herausfallen. Denn nur die feste, unerschütterliche Überzeugung
von überwiegenden Vorzügen und besonderem Werte macht wirklich
stolz. Diese Überzeugung mag nun irrig sein, oder auch auf bloß
äußerlichen und konventionellen Vorzügen beruhen; — das schadet dem
Stolz nicht, wenn sie nur wirklich und ernstlich vorhanden ist. Weil
also der Stolz seine Wurzel in der Überzeugung hat, steht er, wie
alle Erkenntnis, nicht in unserer Willkür. (
P. I, 380.)
3) Das größte Hindernis des Stolzes.
Das größte Hindernis des Stolzes und folglich sein schlimmster
Feind ist die Eitelkeit, als welche um den Beifall Anderer buhlt, um
die eigene hohe Meinung von sich selbst darauf zu gründen, in welcher
bereits ganz fest zu sein die Voraussetzung des Stolzes ist. (
P.
I, 380.)
4) Wo Stolz nötig und berechtigt ist.
Der Unverschämtheit und Dummdreistigkeit der meisten Menschen
gegenüber tut Jeder, der irgend welche Vorzüge hat, ganz wohl, sie
selbst im Auge zu behalten, um nicht sie gänzlich in Vergessenheit
geraten zu lassen; denn wer, solche gutmütig ignorierend, mit Jenen
sich geriert, als wäre er ganz ihres Gleichen, den werden sie treuherzig
sofort dafür halten. Am meisten aber ist solches Denen anzuempfehlen,
deren Vorzüge von der höchsten Art, d. h. reale und also rein persönliche
sind, da diese nicht, wie Orden und Titel, jeden Augenblick
durch sinnliche Einwirkung in Erinnerung gebracht werden; denn sonst
werden sie oft genug das
Sus Minervam exemplifiziert sehen. (
P. I,
380 fg.
H. 456.)
5) Von Wem hauptsächlich der Tadel des Stolzes ausgeht.
So sehr auch durchgängig der Stolz getadelt und verschrien wird,
so ist doch zu vermuten, dass dies hauptsächlich von Solchen ausgegangen
ist, die nichts haben, worauf sie stolz sein können. Die
Tugend der Bescheidenheit ist eine erkleckliche Erfindung für die Lumpen.
(
P. I, 380 fg. Vergl.
Bescheidenheit.)
6) Die wohlfeilste Art des Stolzes.
Die wohlfeilste Art des Stolzes ist der Nationalstolz (S.
Nationalstolz.)