Reichtum. Reiche.
1) Wert des Reichtums für das Lebensglück.
Daraus, dass für das Lebensglück Das, was man ist, viel wichtiger ist, als was man hat und was man vorstellt (s. Glückseligkeitslehre), geht hervor, dass es weiser ist, auf Erhaltung seiner Gesundheit und auf Ausbildung seiner Fähigkeiten, als auf Erwerbung von Reichtum hinzuarbeiten; was jedoch nicht dahin missdeutet werden darf, dass man den Erwerb des Nötigen und Angemessenen vernachlässigen sollte. Aber eigentlicher Reichtum, d. h. großer Überfluss, vermag wenig zu unserm Glück; daher viele Reiche sich unglücklich fühlen, weil sie ohne eigentliche Geistesbildung, ohne Kenntnisse und ohne irgend ein objektives Interesse, welches sie zu geistiger Beschäftigung befähigen könnte, sind. Denn was der Reichtum über die Befriedigung der wirklichen und natürlichen Bedürfnisse hinaus noch leisten kann, ist von geringem Einfluss auf unser eigentliches Wohlbehagen; vielmehr wird dieses gestört durch die vielen und unvermeidlichen Sorgen, welche die Erhaltung eines großen Besitzes herbeiführt. (P. I, 339.)2) Wirkungen des Reichtums.
Wie die Not die Geißel der Armen ist, so die Langeweile die der Reichen. (Vergl. Langeweile.) Die Quelle der heillosen Verschwendung, mittelst welcher so mancher, reich ins Leben tretende Familiensohn sein großes Erbteil in oft unglaublich kurzer Zeit durch bringt, ist wirklich keine andere, als nur die Langeweile. So ein Jüngling war äußerlich reich, aber innerlich arm in die Welt geschickt und strebte nun vergeblich, durch den äußeren Reichtum den inneren zu ersetzen, indem er Alles von außen empfangen wollte, — den Greifen analog, welche sich durch die Ausdünstung junger Mädchen zu stärken suchen. Dadurch führte denn am Ende die innere Armut auch noch die äußere herbei. (P. I, 340.)3) Die Sucht nach Reichtum.
Unter einem so bedürftigen und aus Bedürfnissen bestehenden Geschlecht, wie das menschliche, ist es nicht zu verwundern, dass Reichtum mehr und aufrichtiger, als alles Andere, geachtet, ja verehrt wird, und selbst die Macht nur als Mittel zum Reichtum; wie auch nicht, dass zum Zwecke des Erwerbs alles Andere bei Seite geschoben, oder über den Haufen geworfen wird. (P. I, 366 fg. Vergl. unter Geld: Ursache der Geldliebe der Menschen.)
Der Reichtum gleicht dem Seewasser; je mehr man davon trinkt,
desto durstiger wird man. (P. I, 366.)