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Schopenhauers Kosmos

 

 Kopf.

1) Verhältnis des Kopfes zum Rumpf bei den Tieren und beim Menschen.

Während bei den Tieren die Dienstbarkeit der Erkenntnis unter dem Willen nie aufzuheben ist, tritt bei den Menschen solche Aufhebung ausnahmsweise in der ästhetischen Kontemplation ein. Dieser Unterschied zwischen Mensch und Tier ist äußerlich ausgedrückt durch die Verschiedenheit des Verhältnisses des Kopfes zum Rumpf. Bei den unteren Tieren sind beide noch ganz verwachsen; bei allen ist der Kopf zur Erde gerichtet, wo die Objekte des Willens liegen; selbst bei den oberen sind Kopf und Rumpf noch viel mehr Eines, als beim Menschen, dessen Haupt dem Leibe frei aufgesetzt erscheint, nur von ihm getragen, nicht ihm dienend. Diesen menschlichen Vorzug stellt im höchsten Grade der Apoll von Belvedere dar. (W. I, 209.)

2) Verhältnis des Kopfes zum Herzen.

(S. unter Herz: Gegensatz zwischen Herz und Kopf.)

3) Verhältnis des Kopfes zu den Genitalien.

(S. Genitalien.)

4) Unterschied der Köpfe.

Machiavelli hat Recht, wenn er, — wie schon vor ihm Hesiodus (εργα 293), — sagt: es gibt dreierlei Köpfe: erstlich solche, welche aus eigenen Mitteln Einsicht und Verstand von den Sachen erlangen; dann solche, die das Rechte erkennen, wenn Andere es ihnen darlegen; endlich solche, welche weder zum Einen, noch zum Anderen fähig sind. (il principe, c. 22.) (G. 51. fg. H. 458 fg. M. 184 fg.)

5) Warum es so schwer ist, unter aufregenden Umständen den Kopf oben zu behalten.

Weil der Intellekt ein bloßer Sklave und Leibeigener des Willens ist und daher vom Willen leicht bei Seite geschoben wird, während er seinerseits mit der äußersten Anstrengung kaum vermag, den Willen auch nur zu einer kurzen Pause zu bringen, um zum Worte zu kommen, — deshalb sind die Leute so selten und werden fast nur unter Spaniern, Türken und allenfalls Engländern gefunden, welche auch unter den provozierendsten Umständen den Kopf oben behalten, die Auffassung und Untersuchung der Sachlage imperturbiert fortsetzen; welches etwas ganz Anderes ist, als die auf Phlegma und Stumpfheit beruhende Gelassenheit vieler Deutschen und Holländer. (W. II, 238. Vergl. auch Affekt.)