1) Gegensatz zwischen Natur und Gnade.
Notwendigkeit ist das Reich der Natur, Freiheit ist das
Reich der Gnade. Natur ist die Bejahung des Willens zum
Leben, Gnade die Verneinung des Willens, die Erlösung. (
W. I,
478 fg. 483. Vergl. auch unter
Christentum: Kern der christlichen
Glaubenslehre.)
2) Gnadenwirkung.
Weil die Selbstaufhebung des Willens von der Erkenntnis ausgeht,
alle Erkenntnis und Einsicht aber als solche von der Willkür unabhängig
ist; so ist auch die Verneinung des Willens, der Eintritt in
die Freiheit, nicht durch Vorsatz zu erzwingen, sondern geht aus dem
innersten Verhältnis des Erkennens zum Wollen im Menschen hervor,
kommt daher plötzlich und wie von Außen angeflogen. Daher eben
nannte die Kirche sie Gnadenwirkung. Und weil in Folge solcher
Gnadenwirkung das ganze Wesen des Menschen von Grund aus geändert
und umgekehrt wird, so dass er nichts mehr will von Allem, was er
bisher so heftig wollte, also wirklich gleichsam ein neuer Mensch an
die Stelle des alten tritt, nannte sie diese Folge der Gnadenwirkung
die Wiedergeburt. (
W. I, 478 fg. Vergl. unter
Charakter: Aufhebung
des Charakters.) Die gänzliche Sinnesänderung des Menschen
(Wiedergeburt) ist nicht die Wirkung abstrakter Erkenntnis (Ethik),
sondern intuitiver Erkenntnis (Gnadenwirkung). (
W. I, 625.)