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Schopenhauers Kosmos

 

 Empfindlichkeit.

1) Empfindlichkeit als Folge der Zurückgezogenheit und Einsamkeit.

S. unter Einsamkeit: Nachteile der Einsamkeit.

2) Empfindlichkeit als Folge des Hochmuts und mangelnder Menschenkenntnis.

Wir würden bei Beleidigungen, als welche eigentlich immer in Äußerungen der Nichtachtung bestehen, viel weniger aus der Fassung geraten, wenn wir nicht einerseits eine ganz übertriebene Vorstellung von unserm hohen Wert und Würde, also einen unangemessenen Hochmut hegten, und andererseits uns deutlich gemacht hätten, was in der Regel Jeder vom Anderen in seinem Herzen hält und denkt. Welch ein greller Kontrast ist doch zwischen der Empfindlichkeit der meisten Leute über die leiseste Andeutung eines sie treffenden Tadels und Dem, was sie hören würden, wenn sie die Gespräche ihrer Bekannten über sie belauschten! (P. I, 492 fg.) Der ritterlichen Empfindlichkeit gegen Beleidigungen liegt der unmäßigste Hochmut zu Grunde. (P. I, 403. Vergl. unter Ehre: Eine Afterart der Ehre.)

3) Empfindlichkeit gegen Kleinigkeiten als ein Zeichen des Wohlstandes.

Wenn man den Zustand eines Menschen, seiner Glücklichkeit nach, abschätzen will, soll man nicht fragen nach Dem, was ihn vergnügt, sondern nach Dem, was ihn betrübt; denn, je geringfügiger Dieses, an sich selbst genommen, ist, desto glücklicher ist der Mensch, weil ein Zustand des Wohlbefindens dazu gehört, um gegen Kleinigkeiten empfindlich zu sein; im Unglück spüren wir sie gar nicht. (P. I, 437.)