rel='stylesheet' type='text/css'>
Schopenhauers Kosmos

 

 Unschuld.

1) Die Unschuld der Pflanze.

Die Unschuld der Pflanze beruht auf ihrer Erkenntnislosigkeit, nicht im Wollen, sondern im Wollen mit Erkenntnis liegt die Schuld. (W. I, 186.)

2) Der Stand der Unschuld im goldenen Zeitalter.

Die Unschuld ist wesentlich dumm. Dies daher, weil der Zweck des Lebens der ist, dass wir unseren eigenen bösen Willen erkennen, dass er Objekt für uns werde und wir demnach im Innersten uns belehren. Unser Leib ist schon der Objekt gewordene Wille, und die Taten, die wir seinetwegen vollbringen, zeigen uns das Böse dieses Willens. Im Stande der Unschuld, wo aus Mangel an Versuchung das Böse unterbleibt, ist daher der Mensch gleichsam nur der Apparat zum Leben, und Das, wozu dieser Apparat da ist, bleibt noch aus. Der Charakter dieses leeren Daseins ist Nüchternheit, Dummheit. Ein goldenes Zeitalter der Unschuld, im Schlaraffenland, ist daher fade und auch eben nicht ehrwürdig. Der erste Verbrecher, der erste Mörder, Kain, der die Schuld und durch sie erst in der Reue die Tugend und somit die Bedeutung des Lebens erkannt hat, ist eine tragische Figur, bedeutender und ehrwürdiger, als alle die unschuldigen Schlaraffen. (M. 736.)

3) Die Unschuld des Altertums.

Dass das Altertum mit so viel Unschuld bekleidet vor uns steht, ist doch bloß, weil es das Christentum nicht kannte. (H. 384. Vergl. die Alten.)