1) Gegensatz zwischen dem Reizenden und Erhabenen.
Das eigentliche Gegenteil des Erhabenen ist das Reizende, d. i.
Dasjenige, was den Willen dadurch, dass es ihm die Gewährung, die
Erfüllung unmittelbar vorhält, aufregt. Entsteht das Gefühl des
Erhabenen dadurch, dass ein dem Willen geradezu ungünstiger Gegenstand
Objekt der reinen Kontemplation wird, die dann nur durch eine
stete Abwendung vom Willen und Erhebung über sein Interesse erhalten
wird, welches eben die Erhabenheit der Stimmung ausmacht;
so zieht dagegen das Reizende den Beschauer aus der reinen Kontemplation,
die zu jeder Auffassung des schönen erfordert ist, herab,
indem es seinen Willen durch demselben unmittelbar zusagende Gegenstände
notwendig aufreizt, wodurch der Betrachter nicht mehr reines
Subjekt des Erkennens bleibt, sondern zum Bedürftigen, abhängigen
Subjekt des Wollens wird. (
W. I, 244 fg.)
2) Verwerflichkeit des Reizenden in der Kunst.
Das Reizende, als dem Zweck der Kunst entgegenwirkend, ist ihrer
unwürdig und ist überall in ihr zu vermeiden, weil es den Willen
aufregt und dadurch jeder ästhetischen Kontemplation des Gegenstandes
ein Ende macht. (
W. I, 245 fg. Vergl.
Ästhetisch und
Kunst.)
3) Zwei Arten des Reizenden.
Die eine, recht niedrige Art des Reizenden ist im Stillleben der
Niederländer zu finden, wenn es sich dahin verirrt, dass die dargestellten
Gegenstände Esswaren sind, die durch ihre täuschende Darstellung den
Appetit erregen. Die zweite, in der Historienmalerei und Bildhauerei
vorkommende Art besteht in nackten Gestalten, deren Stellung, halbe
Bekleidung und ganze Behandlungsart darauf hinzielt, im Beschauer
Lüsternheit zu erregen. (
W. I, 245.)
4) Freiheit der Antiken vom Reizenden.
(S.
die Alten.)
6) Gegen die zu weite Fassung des Begriffs des Reizenden.
Dass man gewöhnlich jedes Schöne von der heiteren Art reizend
nennt, ist ein durch Mangel an richtiger Unterscheidung zu weit gefasster
Begriff, der gemissbilligt werden muss. (
W. I, 245.)