rel='stylesheet' type='text/css'>
Schopenhauers Kosmos

 

 Reife, die.

1) Reife der Jahre.

Die vollkommene Reife tritt erst mit dem vierzigsten Jahre, dem Schwabenalter ein. (W. II, 264. Vergl. unter Gehirn: Einfluss der Entwicklung und der Wandlungen des Gehirns auf die Intelligenz in den verschiedenen Lebensaltern.) Die Reife der Jahre und die Frucht der Erfahrung kann durch geistige Überlegenheit wohl vielfach übertroffen, doch nie ersetzt werden; sie aber gibt auch dem gewöhnlichsten Menschen ein gewisses Gegengewicht gegen die Kräfte des größten Geistes, so lange dieser jung ist. (P. I, 514. Vergl. auch unter Lebensalter: Gegensatz zwischen Jugend und Alter.)

2) Reife der Erkenntnis.

(S. unter Erkenntnis: Worin die Reife der Erkenntnis besteht und wodurch sie bedingt ist.)

3) Reife der Gedanken und Entschlüsse.

Die Gedanken sind unabhängig von unserer Willkür, man kann nicht nach Belieben sie rufen, sondern muss abwarten, dass sie kommen. (Vergl. unter Gedanken: Unabhängigkeit der Gedanken von der Willkür.) Das Denken über einen Gegenstand muss sich von selbst einstellen durch ein glückliches harmonierendes Zusammentreffen des äußeren Anlasses mit der inneren Stimmung und Spannung. Dies findet seine Erläuterung sogar an den unser persönliches Interesse betreffenden Gedanken. Wenn wir in einer persönlichen Angelegenheit einen Entschluss zu fassen haben, können wir nicht wohl zu beliebig gewählter Zeit uns dazu hinsetzen, die Gründe überlegen und nun beschließen; denn oft will gerade dann unser Nachdenken darüber nicht Stand halten. Da sollen wir es nicht erzwingen wollen, sondern abwarten, dass auch dazu die Stimmung sich von selbst einstelle; sie wird es oft unvermutet und wiederholt, und jede zu verschiedener Zeit verschiedene Stimmung wirft ein anderes Licht auf die Sache. Dieser langsame Hergang ist es, den man unter dem Reifen der Entschlüsse versteht. (P. II, 531)