Opfer.
Mit dem Ursprung alles Theismus aus dem Willen, dem Herzen
(vergl. unter Gott: Egoistischer Ursprung des Gottesglaubens) genau
verwandt und ebenso aus der Natur des Menschen hervorgehend ist der
Drang, seinen Göttern Opfer zu bringen, um ihre Gunst zu erkaufen,
oder, wenn sie solche schon bewiesen haben, die Fortdauer derselben
zu sichern, oder um Übel ihnen abzukaufen. Dies ist der Sinn
jedes Opfers und eben dadurch der Ursprung und die Stütze des
Daseins aller Götter, so dass man mit Wahrheit sagen kann, die
Götter lebten vom Opfer. Denn eben weil der Drang, den Beistand
übernatürlicher Wesen anzurufen und zu erkaufen, dem Menschen
natürlich und seine Befriedigung ein Bedürfnis ist, schafft er sich
Götter. Daher die Allgemeinheit des Opfers, in allen Zeitaltern und
bei den allerverschiedensten Völkern, und die Identität der Sache, beim
größten Unterschied der Verhältnisse und Bildungsstufe. Bloß im
Christentum ist das eigentliche Opfer weggefallen, wiewohl es in Gestalt
von Seelenmessen, Kloster-, Kirchen- und Kapellen-Bauten noch da ist.
Im Übrigen aber, und zumal bei den Protestanten muss als Surrogat
des Opfers Lob, Preis und Dank dienen. (P. I, 129—131.)