1) Die Mysterien als ein wesentliches Ingredienz der Religion.
Ein Symptom der allegorischen Natur der Religionen sind die
vielleicht bei jeder anzutreffenden Mysterien, nämlich gewisse Dogmen,
die sich nicht ein Mal deutlich denken lassen, geschweige wörtlich wahr
sein können. Ja, vielleicht ließe sich behaupten, dass einige völlige
Widersinnigkeiten, einige wirkliche Absurditäten, ein wesentliches Ingredienz
einer vollkommenen Religion seien; denn diese sind eben der
Stempel ihrer allegorischen Natur und die allein passende Art, dem
gemeinen Sinn und rohen Verstande fühlbar zu machen, dass die
Religion von einer ganz anderen Ordnung der Dinge redet, als der
erscheinungsmäßigen. (
W. II, 183.
P. II, 358.)
2) Die Mysterien der Alten.
Den Mysterien der Alten scheint die Absicht zum Grunde zu liegen,
dem aus der Verschiedenheit der geistigen Anlagen und der Bildung
entspringenden Übelstände, der nicht eine Metaphysik für Alle zulässt,
abzuhelfen. Ihr Plan dabei war, aus dem großen Haufen der Menschen,
welchem die unverschleierte Wahrheit durchaus unzugänglich ist,
Einige auszusondern, denen man solche bis auf einen gewissen Grad
enthüllen durfte; aus diesen aber wieder Einige, denen man noch mehr
offenbarte, da sie mehr zu fassen vermochten; und so aufwärts bis zu
den Epopten. So gab es denn
μικρα και μειξονα και μεγιστα
μυστηρια. Eine richtige Erkenntnis der Intellektuellen Ungleichheit der
Menschen lag der Sache zum Grunde. (
P. II, 364.)
3) Der seltsame Charakter der christlichen Mysterien.
(S.
Christentum.)
4) Freimaurerei. Sufismus. Mysterien der Römer.
Von den Mysterien der Griechen ist das einzige Überbleibsel oder
vielmehr Analogon die Freimaurerei. Die Aufnahme in dieselbe ist
das
μυεισθει und die
τελεται; was man da lernt sind die
μυστηρια
und die verschiedenen Grade sind die
μικρα, μειξονα και μεγιστα
μυστηρια. Solche Analogie ist nicht zufällig, noch vererbt, sondern
kommt daher, dass die Sache aus der menschlichen Natur entspringt.
Bei den Mohammedanern ist ein Analogon der Mysterien der Sufismus.
Weil die Römer keine eigenen Mysterien hatten, wurde man in
die der fremden Götter eingeweiht, besonders der Isis, deren Kultus
in Rom in frühe Zeit hinaufreicht. (
P. II, 488.)