Mittelalter.
Vergleicht man das Altertum mit dem darauf folgenden Mittelalter,
etwa das Zeitalter des Perikles mit dem 14. Jahrhundert, so
glaubt man kaum in beiden die selbe Art von Wesen vor sich zu
haben. Dort die schönste Entfaltung der Humanität, vortreffliche
Staatseinrichtungen, weise Gesetze, klug verteilte Magistraturen, vernünftig
geregelte Freiheit, sämtliche Künste, nebst Poesie und Philosophie,
auf ihrem Gipfel, und dabei das Leben durch die edelste Geselligkeit
verschönert; hier hingegen die Zeit, da die Kirche die Geister und
die Gewalt die Leiber gefesselt hatte, damit Ritter und Pfaffen ihrem
gemeinsamen Lasttiere, dem dritten Stande, die ganze Bürde des
Lebens auflegen konnten. Da findet man Faustrecht, Feudalismus
und Fanatismus im engen Bunde, und in ihrem Gefolge grauenerregende
Unwissenheit und Geistesfinsternis, ihr entsprechende Intoleranz, Glaubenszwiste,
Religionskriege, Kreuzzüge, Ketzerverfolgungen, Inquisitionen;
als Form der Geselligkeit aber das aus Rohheit und Geckerei zusammengeflickte
Ritterwesen mit seinen pedantisch ausgebildeten und in
ein System gebrachten Fratzen, mit degradierendem Aberglauben und
affenwürdiger Weiberveneration. (P. II, 373 fg.)
Das ritterliche Ehrenprinzip, keineswegs ein ursprüngliches, in der
menschlichen Natur gegründetes, ist ein Kind jener Zeit, wo die Fäuste
geübter waren, als die Köpfe, und die Pfaffen die Vernunft in Ketten
hielten, des belobten Mittelalters und seines Rittertums. Damals
ließ man für sich den lieben Gott nicht nur sorgen, sondern auch urteilen.
Demnach wurden schwierige Rechtsfälle durch Ordalien oder
Gottesurteile entschieden, die, mit wenigen Ausnahmen, in Zweikämpfen
bestanden. Und hieraus ging das Duellwesen hervor. (P.
I, 402.)
Im Mittelalter, diesem Millennium der Rohheit und Unwissenheit,
florierten die Bärte, ein Zeichen der Barbarei. (P. I, 190. Vergl.
Bart.) Die Kleidung des Mittelalters, gegen die der Alten gehalten,
ist geschmacklos, barbarisch und widerwärtig. (P. II, 171.)