1) Wirkende und Endursache des Bartes.
Die wirkende Ursache des Bartes ist, dass überall, wo die Schleimhaut
in die äußere Haut übergeht, Haare in der Nähe wachsen. Die
Endursache ist vermutlich diese, dass das Pathognomische, also die
jede innere Bewegung des Gemüts verratende schnelle Änderung der
Gesichtszüge, hauptsächlich am Munde und dessen Umgebung sichtbar
wird; um daher diese, als eine bei Unterhandlungen oder bei plötzlichen
Vorfällen oft gefährliche dem Späherblick des Gegenparts zu entziehen,
gab die Natur dem Manne den Bart. Hingegen konnte desselben das
Weib entraten, da ihr die Verstellung und Selbstbemeisterung angeboren
ist. (
W. II, 383.)
2) Der Bart als Barometer der Kultur.
Das Tragen langer Bärte ist ein Symptom überhand nehmender
Rohheit, ein Zeichen, dass man die Maskulinität, die man mit den
Tieren gemein hat, der Humanität vorzieht. Das Abscheren der
Bärte in allen hochgebildeten Zeitaltern ist aus dem entgegengesetzten
Streben hervorgegangen. Die Bartlänge hat stets mit der Barbarei,
an die schon ihr Name erinnert, gleichen Schritt gehalten. Der
Menschen im Naturzustand ist der Bart allerdings ganz angemessen;
eben so aber dem Menschen im zivilisierten Zustande die Rasur. Der
Bart gibt durch Vergrößerung und Hervorhebung des tierischen Teiles
des Gesichts ein brutales Ansehen. Zudem ist alles Behaartsein
tierisch. Als Geschlechtsabzeichen mitten im Gesicht ist der Bart
obszön. (
P. I, 189 fg.; II, 482.)