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Schopenhauers Kosmos

 

 Kastrieren.

1) Was es heißt, ein Individuum kastrieren.

Ein Individuum kastrieren, heißt es vom Baum der Gattung, auf welchem es sprosst, abschneiden und gesondert verdorren lassen; daher die Degradation der Geistes- und Leibeskräfte des kastrierten Individuums. (W. II, 583. Vergl. auch Genitalien.)

2) Welchen Nutzen die Kastration gewisser Individuen für das Menschengeschlecht haben könnte.

Aus der Erblichkeit des Charakters vom Vater und des Intellekts von der Mutter ergibt sich, dass eine wirkliche und gründliche Veredlung des Menschengeschlechts nicht sowohl von Außen als von Innen, also nicht sowohl durch Lehre und Bildung, als vielmehr auf dem Weg der Generation zu erlangen sein möchte. Könnte man daher alle Schurken kastrieren und alle dummen Gänse ins Kloster stecken, hingegen die Männer von edlem Charakter mit den Mädchen von Geist und Verstand paaren; so würde bald eine Generation erstehen, die ein mehr als Perikleisches Zeitalter darstellte. — Auch abgesehen von solchen utopischen Plänen, ließe sich in Erwägung nehmen, dass, wenn nächst der Todesstrafe die Kastration als die schwerste Strafe bestände, ganze Stammbäume von Schurken der Welt erlassen sein würden; um so gewisser, als die meisten Verbrechen schon in dem Alter zwischen zwanzig und dreißig Jahren begangen werden. (W. II, 602.)