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Schopenhauers Kosmos

 

 Geselligkeit.

1) Was die Menschen gesellig macht.

Was die Menschen gesellig macht, ist ihre Unfähigkeit, die Einsamkeit, und in dieser sich selbst, zu ertragen. Innere Leere und Überdruss sind es, von denen sie sowohl in die Gesellschaft, wie in die Fremde und auf Reisen getrieben werden. Ihrem Geiste mangelt es an Federkraft, sich eigene Bewegung zu erteilen. Daher bedürfen sie der steten Erregung von Außen und zwar der stärksten, d. i. der durch Wesen ihres Gleichen. Imgleichen ließe sich sagen, dass Jeder von ihnen nur ein kleiner Bruch der Idee der Menschheit sei, daher er vieler Ergänzung durch Andere bedarf, damit einigermaßen ein volles menschliches Bewusstsein herauskomme. Hingegen, wer ein ganzer Mensch ist, ein Mensch par excellence, der stellt eine Einheit und keinen Bruch dar, hat daher an sich selbst genug. (P. I, 449 fg.)
Übrigens kann man die Geselligkeit auch betrachten als ein geistiges Erwärmen der Menschen an einander, gleich jenem körperlichen, welches sie bei großer Kälte durch Zusammendrängen hervorbringen. Allein wer selbst viel geistige Wärme hat, bedarf solcher Gruppierung nicht. (P. I, 451.)

2) Die Geselligkeit als Maßstab des Intellektuellen Wertes.

Dem Gesagten zufolge steht die Geselligkeit eines Jeden ungefähr im umgekehrten Verhältnisse seines Intellektuellen Wertes; und er ist sehr ungesellig besagt beinahe schon er ist ein Mann von großen Eigenschaften. (P. I, 451. Vergl. auch unter Einsamkeit: Liebe zur Einsamkeit als Maßstab des Intellektuellen Wertes.)

3) Gefahren der Geselligkeit.

Geselligkeit gehört zu den gefährlichen, ja verderblichen Neigungen, da sie uns in Kontakt bringt mit Wesen, deren große Mehrzahl moralisch schlecht und Intellektuell stumpf oder verkehrt ist. An sich selber so viel zu haben, dass man der Gesellschaft nicht bedarf, ist schon deshalb ein großes Glück, weil fast alle unsere Leiden aus der Gesellschaft entspringen, und die Geistesruhe, welche, nächst der Gesundheit, das wesentlichste Element unseres Glückes ausmacht, durch jede Gesellschaft gefährdet wird und daher ohne ein bedeutendes Maß von Einsamkeit nicht bestehen kann. (P. I, 451 fg.; II, 325. Vergl. auch unter Einsamkeit: Vorzüge der Einsamkeit vor der Gesellschaft.)