2) Geschmack in ästhetischer Bedeutung.
a) Was das Wort Geschmack besagt.
Mit dem nicht geschmackvoll gewählten Ausdruck Geschmack bezeichnet
man diejenige Auffindung, oder auch bloße Anerkennung des ästhetisch
Richtigen, welche ohne Anleitung einer Regel geschieht, indem entweder
keine Regel sich bis dahin erstreckt; oder auch dieselbe dem
Ausübenden, respektive bloß Urteilenden, nicht bekannt war. — Statt
Geschmack würde man ästhetisches Gefühl sagen können, wenn
Dies nicht eine Tautologie enthielte. (
P. II, 486.)
b) Verhältnis des rezeptiven Geschmacks zum produktiven
Talent oder Genie.
Der auffassende, urteilende Geschmack ist gleichsam das Weibliche
zum Männlichen des produktiven Talents, oder Genies. Nicht fähig
zu erzeugen, besteht er in der Fähigkeit zu empfangen, d. h. das
Rechte, das Schöne, das Passende, als solches zu erkennen, — wie auch
dessen Gegenteil; also das Gute vom Schlechten zu unterscheiden,
Jenes herauszufinden und zu würdigen, Dieses zu verwerfen. (
P. II,
486.)