Wasserleitungskunst.
Was die Baukunst für die Idee der Schwere, wo diese mit der
Starrheit verbunden erscheint, leistet (Vergl. Architektur), dasselbe
leistet die schöne Wasserleitungskunst für dieselbe Idee da, wo ihr die
Flüssigkeit, leichteste Verschiebbarkeit, Durchsichtigkeit, beigesellt ist.
Schäumend und brausend über Felsen stürzende Wasserfälle, still zerstäubende
Katarakte, als hohe Wassersäulen emporstrebende Springbrunnen
und klar spiegelnde Seen offenbaren die Ideen der flüssigen
schweren Materie gerade so, wie die Werke der Baukunst die Ideen
der starren Materie entfalten. An der nützlichen Wasserleitungskunst
findet die schöne keine Stütze, da die Zwecke dieser sich mit den ihrigen
in der Regel nicht vereinigen lassen, dahingegen die schöne Baukunst
an den Forderungen der Notwendigkeit und Nützlichkeit eine kräftige
Stütze hat. (W. I, 256 fg.)