Verdammnis, ewige.
Sensu proprio genommen, wird das Dogma von der ewigen Verdammnis
empörend. Denn nicht nur lässt es, vermöge seiner ewigen
Höllenstrafen, die Fehltritte, oder sogar den Unglauben eines oft kaum
zwanzigjährigen Lebens durch endlose Qualen büßen; sondern es kommt
hinzu, dass diese fast allgemeine Verdammnis eigentlich Wirkung der
Erbsünde und also notwendige Folge des ersten Sündenfalles ist.
Diesen nun aber hätte jedenfalls Der vorhersehen müssen, welcher die
Menschen erstlich nicht besser, als sie sind, geschaffen, dann aber ihnen
eine Falle gestellt hatte, in die er wissen musste, dass sie gehen würden,
da Alles mit einander sein Werk war und ihm nichts verborgen bleibt.
Demnach hätte er ein schwaches, der Sünde unterworfenes Geschlecht
aus dem Nichts ins Dasein gerufen, um es dann endloser Qual zu
übergeben. Endlich kommt noch hinzu, dass der Gott, welcher Nachsicht
und Vergebung jeder Schuld, bis zur Feindesliebe, vorschreibt, keine
übt, sondern vielmehr in das Gegenteil verfällt. — So geht es mit
den Dogmen, wenn man sie sensu proprio nimmt; hingegen sensu
allegorico verstanden, ist alles Dieses noch einer genügenden Auslegung
fähig. Zunächst aber ist das Absurde, ja Empörende dieser Lehre bloß
eine Folge des jüdischen Theismus mit seiner Schöpfung aus Nichts
und der damit zusammenhängenden Verleugnung der Lehre von der
Metempsychose. (P. II, 390—392. M. 176. — Vergl. Metempsychose.)