Unzufriedenheit.
Unsere beständige Unzufriedenheit hat großen Teils ihren Grund
darin, dass schon der Selbsterhaltungstrieb, übergehend in Selbstsucht,
uns die Maxime zur Pflicht macht, stets Acht zu haben auf Das,
was uns abgeht, um danach für dessen Herbeischaffung zu sorgen.
Daher sind wir stets bedacht aufzufinden, was uns fehlt; was wir
aber besitzen, lässt jene Maxime uns übersehen. Dieselbe zerstört daher
unsere Zufriedenheit. (H. 446.)
Die Grenze unserer vernünftigen Wünsche hinsichtlich des Besitzes
zu bestimmen ist schwierig, wo nicht unmöglich. Denn die Zufriedenheit
eines Jeden in dieser Hinsicht beruht nicht auf einer absoluten,
sondern auf einer bloß relativen Größe, nämlich auf dem Verhältnis
zwischen seinen Ansprüchen und seinem Besitz. Die Quelle unserer
Unzufriedenheit liegt in unseren stets erneuerten Versuchen, den Faktor
der Ansprüche in die Höhe zu schieben, bei der Unbeweglichkeit des
anderen Faktors, der es verhindert. (P. I, 365 fg.)