Unergründliche, das.
Wenn wir irgend ein Naturwesen, z. B. ein Tier, in seinem Dasein,
Leben und Wirken anschauen und betrachten; so steht es trotz
Allem, was Zoologie und Zootomie darüber lehren, als ein unergründliches
Geheimnis vor uns. Aber sollte denn die Natur aus
bloßer Verstocktheit ewig vor unserer Frage verstummen? Ist sie nicht,
wie alles Große, offen, mitteilend und sogar naiv? Kann daher ihre
Antwort je aus einem anderen Grunde fehlen, als weil die Frage verfehlt
war, von falschen Voraussetzungen ausging, oder gar einen
Widerspruch beherbergte? Denn, lässt es sich wohl denken, dass es
einen Zusammenhang von Gründen und Folgen da geben kann, wo er
ewig und wesentlich unentdeckt bleiben muss? — Gewiss, das Alles
nicht. Sondern das Unergründliche ist es darum, weil wir nach
Gründen und Folgen forschen auf einem Gebiete, dem diese Form
fremd ist, und wir also der Kette der Gründe und Folgen auf einer
ganz falschen Fährte nachgehen. Wir suchen nämlich das innere Wesen
der Natur, welches aus jeder Erscheinung uns entgegentritt, am Leitfaden
des Satzes vom Grunde zu erreichen; — während doch dieser
die bloße Form ist, mit der unser Intellekt die Erscheinung, d. i. die
Oberfläche der Dinge, auffasst; wir aber wollen damit über die Erscheinung
hinaus, innerhalb deren er doch allein brauchbar und ausreichend
ist. (P. II, 100 fg. Vergl. unter Ding an sich: Auf
welchem Wege allein zur Erkenntnis des Dinges an sich zu gelangen
ist.)