Unbestand, der Dinge.
Man sollte beständig die Wirkung der Zeit und die Wandelbarkeit
der Dinge vor Augen haben und daher bei Allem, was jetzt statt
findet, sofort das Gegenteil davon imaginieren, also im Glücke das
Unglück, in der Freundschaft die Feindschaft, im schönen Wetter das
schlechte, in der Liebe den Hass, und so auch umgekehrt, sich lebhaft
vergegenwärtigen. Das würde eine bleibende Quelle wahrer Weltklugheit
abgeben. Aber vielleicht ist zu keiner Erkenntnis die Erfahrung
so unerlässlich, wie zur richtigen Schätzung des Unbestands und Wechsels
der Dinge. Dass die Menschen den einstweiligen Zustand der Dinge,
oder die Richtung ihres Laufes, in der Regel für bleibend halten,
kommt daher, dass sie die Wirkungen vor Augen haben, aber die Ursachen
nicht verstehen, diese es jedoch sind, welche den Keim der künftigen
Veränderungen in sich tragen. (P. I, 500 fg.)