1) Verhältnis der Rhetorik zur Logik und Dialektik.
Die Rhetorik ist ein Teil der Technik der Vernunft und sollte
mit den beiden anderen Teilen derselben, Logik und Dialektik, zusammen
gelehrt werden, Logik als Technik des eigenen Denkens, Dialektik
des Disputierens mit Anderen, und Rhetorik des Redens zu Vielen
(
concionatio); also entsprechend dem Singular, Dual und Plural, wie
auch dem Monolog, Dialog und Panegyrikus. (
W. II, 112.) — In
der Rhetorik sind die rhetorischen Figuren ungefähr was in der Logik
die syllogistischen, jeden Falls aber der Betrachtung würdig. (
W.
II, 113)
3) Die Überredungskunst.
Die Überredungskunst beruht darauf, dass man die Verhältnisse der
Begriffssphären (s. unter
Begriff: Begriffssphären) nur einer oberflächlichen
Betrachtung unterwirft und sie dann seinen Absichten gemäß
einseitig bestimmt, hauptsächlich dadurch, dass, wenn die Sphäre eines
betrachteten Begriffs nur zum Teil in einer anderen liegt, zum Teil
aber auch in einer ganz verschiedenen, man sie als ganz in der ersten
liegend angibt, oder ganz in der zweiten, nach der Absicht des Redners.
Z. B. wenn von Leidenschaft geredet wird, kann man diese
beliebig unter den Begriff der größten Kraft, des mächtigsten Agens
in der Welt subsumieren, oder unter den Begriff der Unvernunft und
diesen unter den der Ohnmacht, der Schwäche. Dasselbe Verfahren
kann man nun fortsetzen und bei jedem Begriff, auf den die Rede
führt, von Neuem anwenden. Auf diesem Kunstgriff beruhen eigentlich
alle Überredungskünste, alle feineren Sophismen. (
W. I, 58.)