1) Kritik des Glaubens an übernatürliche Offenbarung.
Der ist nur noch ein großes Kind, welcher im Ernst denken kann,
dass jemals Wesen, die keine Menschen waren, unserm Geschlecht Aufschlüsse
über sein und der Welt Dasein und Zweck gegeben hätten. Es
gibt keine andere Offenbarung, als die Gedanken der Weisen. Insofern
ist es also einerlei, ob Einer im Verlass auf eigene, oder auf
fremde Gedanken, lebt und stirbt; denn immer sind es nur menschliche
Gedanken, denen er vertraut und menschliches Bedünken. Jedoch haben
die Menschen in der Regel die Schwäche, lieber Andern, welche übernatürliche
Quellen vorgeben, als ihrem eigenen Kopfe zu trauen. Fassen
wir nun aber die so überaus große Intellektuelle Ungleichheit zwischen
Mensch und Mensch ins Auge; so könnten allenfalls wohl die Gedanken
des Einen dem Anderen gewissermaßen als Offenbarungen gelten.
(
P. II, 387.)
2) Über den Gegensatz zwischen Vernunft und Offenbarung.
Bei den christlichen Philosophen erhielt der Begriff der Vernunft
eine ganz fremdartige Nebenbedeutung durch den Gegensatz zur Offenbarung,
und hiervon ausgehend behaupten dann Viele mit Recht, dass
die Erkenntnis der Verpflichtung zur Tugend auch aus bloßer Vernunft,
d. h. auch ohne Offenbarung, möglich sei. Sogar auf Kants
Darstellung und Wortgebrauch hat diese Rücksicht Einfluss gehabt.
Allein jener Gegensatz ist eigentlich von positiver, historischer Bedeutung
und daher ein der Philosophie fremdes Element, von welchem sie frei
gehalten werden muss. (
W. I, 618.)
3) Das Erbitternde des Vorgebens der Offenbarung.
Unter dem vielen Harten und Beklagenswerten des Menschenloses
ist keines der geringsten dieses, dass wir da sind, ohne zu wissen, woher,
wohin und wozu. Wer aber vom Gefühl dieses Übels ergriffen
und durchdrungen ist, wird kaum umhin können, einige Erbitterung zu
verspüren gegen Diejenigen, welche vorgeben, Spezialnachrichten darüber
zu haben, die sie unter dem Namen von Offenbarungen uns mitteilen
wollen. (
P. II, 423.)