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Schopenhauers Kosmos

 

 Muße.

1) Die Muße als der Ertrag des ganzen Daseins.

Dem entsprechend, dass das Gehirn als der Parasit, oder Pensionär des ganzen Organismus auftritt, ist die errungene freie Muße eines Jeden, indem sie ihm den freien Genuss seines Bewusstseins und seiner Individualität gibt, die Frucht und der Ertrag seines gesamten Daseins, welches im Übrigen nur Mühe und Arbeit ist. (P. I, 349.)

2) Verschiedener Wert der Muße für den gewöhnlichen Menschen und für den geistig Hervorragenden.

Den meisten Menschen wirft die freie Muße nichts ab als Langeweile und Dumpfheit, so oft nicht sinnliche Genüsse, oder Albernheiten da sind, sie auszufüllen. Wie völlig wertlos sie ist, zeigt die Art, wie sie solche zubringen. Die gewöhnlichen Leute sind bloß darauf bedacht, die Zeit zuzubringen; wer dagegen ein Talent hat, — sie zu benutzen. (P. I, 349 fg.) Die großen Geister aller Zeit sehen wir auf freie Muße den allerhöchsten Wert legen. Denn die freie Muße eines Jeden ist so viel wert, wie er selbst wert ist. — Freie Muße zu besitzen ist nicht nur dem gewöhnlichen Schicksal, sondern auch der gewöhnlichen Natur des Menschen fremd; denn seine natürliche Bestimmung ist, dass er seine Zeit mit Herbeischaffung des zu seiner und seiner Familie Existenz Notwendigen zubringe. Er ist ein Sohn der Not, nicht der freien Intelligenz. Dem entsprechend wird freie Muße dem gewöhnlichen Menschen bald zur Last, ja, endlich zur Qual, wenn er sie nicht mittelst allerlei erkünstelter und fingierter Zwecke, durch Spiel, Zeitvertreib und Steckenpferde auszufüllen vermag; auch bringt sie ihm aus dem selben Grunde Gefahr. Dagegen bedarf der mit einem außergewöhnlichen Intellekt Begabte für sein Glück eben jener, dem Anderen bald lästigen, bald verderblichen freien Muße; da er ohne diese ein Pegasus im Joch, mithin unglücklich sein wird. (P. I, 360 fg.)