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Schopenhauers Kosmos

 

 Morphologie.

Von den zwei Hauptabteilungen der Naturwissenschaft, Ätiologie und Morphologie (vergl. Ätiologie), hat es die letztere mit der Beschreibung der Gestalten, der bleibenden Formen, zu tun. Sie ist das, was man, wenngleich uneigentlich, Naturgeschichte nennt, in seinem ganzen Umfange. Besonders als Botanik und Zoologie lehrt sie uns die verschiedenen, beim unaufhörlichen Wechsel der Individuen bleibenden, organischen und dadurch fest bestimmten Gestalten kennen, welche einen großen Teil des Inhalts der anschaulichen Vorstellung ausmachen; sie werden von ihr klassifiziert, gesondert, vereinigt, nach natürlichen und künstlichen Systemen geordnet, unter Begriffe gebracht, welche eine Übersicht und Kenntnis aller möglich machen. Es wird ferner auch eine durch alle gehende, unendlich nuancierte Analogie derselben im Ganzen und in den Teilen nachgewiesen (unité de plan), vermöge welcher sie sehr mannigfaltigen Variationen auf ein nicht mitgegebenes Thema gleichen. Der Übergang der Materie in jene Gestalten, d. h. die Entstehung der Individuen, ist kein Hauptteil der Betrachtung, da jedes Individuum aus den ihm gleichen durch Zeugung hervorgeht, welche, überall gleich geheimnisvoll, sich bis jetzt der deutlichen Erkenntnis entzieht; das Wenige aber, was man davon weiß, findet seine Stelle in der Physiologie, die schon der ätiologischen Naturwissenschaft angehört. Zu dieser neigt sich auch schon die der Hauptsache nach zur Morphologie gehörende Mineralogie hin, besonders da, wo sie Geologie wird. (W. I, 114 fg. 167 fg.)