Morphologie.
Von den zwei Hauptabteilungen der Naturwissenschaft, Ätiologie
und Morphologie (vergl. Ätiologie), hat es die letztere mit der Beschreibung
der Gestalten, der bleibenden Formen, zu tun. Sie ist das,
was man, wenngleich uneigentlich, Naturgeschichte nennt, in seinem
ganzen Umfange. Besonders als Botanik und Zoologie lehrt sie uns
die verschiedenen, beim unaufhörlichen Wechsel der Individuen bleibenden,
organischen und dadurch fest bestimmten Gestalten kennen, welche einen
großen Teil des Inhalts der anschaulichen Vorstellung ausmachen;
sie werden von ihr klassifiziert, gesondert, vereinigt, nach natürlichen und
künstlichen Systemen geordnet, unter Begriffe gebracht, welche eine
Übersicht und Kenntnis aller möglich machen. Es wird ferner auch
eine durch alle gehende, unendlich nuancierte Analogie derselben im
Ganzen und in den Teilen nachgewiesen (unité de plan), vermöge
welcher sie sehr mannigfaltigen Variationen auf ein nicht mitgegebenes
Thema gleichen. Der Übergang der Materie in jene Gestalten, d. h.
die Entstehung der Individuen, ist kein Hauptteil der Betrachtung, da
jedes Individuum aus den ihm gleichen durch Zeugung hervorgeht,
welche, überall gleich geheimnisvoll, sich bis jetzt der deutlichen Erkenntnis
entzieht; das Wenige aber, was man davon weiß, findet seine
Stelle in der Physiologie, die schon der ätiologischen Naturwissenschaft
angehört. Zu dieser neigt sich auch schon die der Hauptsache nach
zur Morphologie gehörende Mineralogie hin, besonders da, wo sie
Geologie wird. (W. I, 114 fg. 167 fg.)