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Schopenhauers Kosmos

 

 Monarchie.

1) Notwendigkeit und Natürlichkeit der Monarchie.

Eine Staatsverfassung, in welcher bloß das abstrakte Recht, ohne allen Zusatz von Willkür und Gewalt, sich verkörpert, passt nicht für Wesen, wie die Menschen sind. Weil nämlich die große Mehrzahl derselben höchst egoistisch, ungerecht, rücksichtslos, lügenhaft, mitunter sogar boshaft und dabei mit sehr dürftiger Intelligenz ausgestattet ist, so erwächst hieraus die Notwendigkeit einer in Einem Menschen konzentrierten, selbst über dem Gesetz und dem Recht stehenden, völlig unverantwortlichen Gewalt, vor der sich Alles beugt, und die betrachtet wird als ein Wesen höherer Art, ein Herrscher von Gottes Gnaden. Nur so lässt sich auf die Länge die Menschheit zügeln und regieren. (P. II, 269.)
Überhaupt ist die monarchische Regierungsform die dem Menschen natürliche, fast so wie sie es den Bienen und Ameisen, den reisenden Kranichen, den wandernden Elefanten, den zu Raubzügen vereinigten Wölfen und anderen Tieren mehr ist, welche alle Einen an die Spitze ihrer Unternehmung stellen. Auch muss jede menschliche, mit Gefahr verknüpfte Unternehmung, jeder Heereszug, jedes Schiff, Einem Oberbefehlshaber gehorchen; überall muss Ein Wille der leitende sein. Sogar der tierische Organismus ist monarchisch konstruiert, das Gehirn allein ist der Lenker und Regierer. das Hegemonikon. Selbst das Planetensystem ist monarchisch. (P. II, 271 fg. — Vergl. auch Königtum.)

2) Wohin die Monarchien tendieren.

Die Republiken tendieren zur Anarchie, die Monarchien zur Despotie, der deshalb ersonnene Mittelweg der konstitutionellen Monarchie tendiert zur Herrschaft der Faktionen. (W. I, 406.)

3) Ein großer Vorzug der Monarchie vor der Republik.

In Republiken wird es den überlegenen Köpfen schwerer, zu hohen Stellen und dadurch zu unmittelbarem politischen Einfluss zu gelangen, als in Monarchien. Denn gegen solche Köpfe sind nun einmal überall und immer sämtliche bornierte, schwache und gewöhnliche Köpfe instinktmäßig verbündet. Ihrer stets zahlreichen Schar nun wird es bei einer republikanischen Verfassung leicht gelingen, die überlegenen zu unterdrücken und auszuschließen, um ja nicht von ihnen überflügelt zu werden. In der Monarchie dagegen ist diese überall natürliche ligue der bornierten gegen die bevorzugten Köpfe doch nur einseitig vorhanden, nämlich bloß von unten; von oben hingegen haben hier Verstand und Talent natürliche Fürsprache und Beschützer. In Monarchien hat der Verstand immer noch viel bessere Chancen gegen seinen unversöhnlichen und allgegenwärtigen Feind, die Dummheit, als in Republiken. Dieser Vorzug aber ist ein großer. (P. II, 270 fg.)