Manier. Manieristen.
Während der echte Künstler der Absicht und des Zieles seines Werkes
sich nicht in abstrakto bewusst ist, da nicht ein Begriff, sondern
eine Idee ihm vorschwebt, so gehen dagegen die Nachahmer, Manieristen,
imitatores, servum pecus, in der Kunst vom Begriff aus; sie merken
sich, was an echten Werken gefällt und wirkt, fassen es im Begriff
auf und ahmen es nun mit kluger Absichtlichkeit nach. Begriffe aber
können einem Werke nie inneres Leben erteilen. Das Zeitalter, d. h.
die jedesmalige an Begriffen klebende stumpfe Menge nimmt zwar
manierierte Werke mit schnellem und lautem Beifall auf; dieselben sind
aber nach wenigen Jahren schon veraltet und ungenießbar. — Zu jeder
Zeit und in jeder Kunst vertritt Manier die Stelle des Geistes, der
stets nur das Eigentum Einzelner ist; die Manier aber ist das alte,
abgelegte Kleid der zuletzt dagewesenen und erkannten Erscheinung des
Geistes. (W, I, 278 fg.)