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Schopenhauers Kosmos

 

 Maja.

Die Relativität des Daseins der dem Satz vom Grunde unterworfenen Welt als Vorstellung spricht die uralte Weisheit der Inder so aus: es ist die Maja, der Schleier des Trugs, welcher die Augen der Sterblichen umhüllt und sie eine Welt sehen lässt, von der man weder sagen kann, dass sie sei, noch auch, dass sie nicht sei; denn sie gleicht dem Traum, gleicht dem Sonnenglanz auf dem Sande welchen der Wanderer von ferne für ein Wasser hält, oder auch dem hingeworfenen Strick, den er für eine Schlange ansieht. (W. I, 9.) Die Veden und Puranas wissen für die ganze Erkenntnis der wirklichen Welt, welche sie das Gewebe der Maja nennen, keinen besseren Vergleich und brauchen keinen häufiger, als den Traum. (W. I, 20.) Die Individuation ist es, welche den Willen zum Leben über sein eigenes Wesen im Irrtum erhält; sie ist die Maja des Brahmanismus. (W. II, 689. 366. E. 270.) In der Lehre von der Maja tritt der dem Hinduismus wesentliche, entschiedene Idealismus als Volksglaube auf. (N. 133.)
Die Maja der Inder, deren Werk und Gewebe die ganze Scheinwelt ist, wird durch amor paraphrasiert. (W. I, 389.)
Der Selbstmord, die willkürliche Zerstörung einer einzelnen Erscheinung, bei der das Ding an sich ungestört stehen bleibt, ist eine ganz vergebliche und törichte Handlung, ist überdies aber auch das Meisterstück der Maja, als der schreiendste Ausdruck des Widerspruchs des Willens zum Leben mit sich selbst. (W. I, 472.)