Machiavellismus.
Machiavellis Problem war die Auflösung der Frage, wie sich der
Fürst unbedingt auf dem Thron erhalten könne, trotz inneren und
äußeren Feinden. Sein Problem war also keineswegs das ethische, ob
ein Fürst als Mensch dergleichen wollen solle, oder nicht; sondern rein
das politische, wie er, wenn er es will, es ausführen könne. Hierzu
nun gibt er die Auflösung, wie man eine Anweisung zum Schachspielen
schreibt, bei der es doch töricht wäre, die Beantwortung der
Frage zu vermissen, ob es moralisch rätlich sei, überhaupt Schach zu
spielen. Dem Machiavelli die Immoralität seiner Schrift vorwerfen,
ist eben so angebracht, als es wäre, einem Fechtmeister vorzuwerfen,
dass er nicht seinen Unterricht mit einer moralischen Vorlesung über
Mord und Totschlag eröffnet. (W. I, 612.) Aus der Lehre des
Machiavelli lässt sich entnehmen, dass zwar zwischen Individuen, und
in der Moral und Rechtslehre für Diese, der Grundsatz quod tibi
fieri non vis, alteri ne feceris allerdings gilt; hingegen zwischen
Völkern und in der Politik der umgekehrte: quod tibi fieri non vis,
id alterie tu feceris. Willst du nicht unterjocht werden, so unterjoche
bei Zeiten den Nachbar, sobald nämlich seine Schwäche dir die Gelegenheit
darbietet. (P. II, 259. H. 6.) Machiavellis Buch ist bloß
die auf die Theorie zurückgeführte und in dieser mit systematischer
Konsequenz dargestellte, damals noch herrschende Praxis, die dann eben
in der ihr neuen, theoretischen Form und Vollendung ein höchst pikantes
Ansehen erhält. — Im Machiavelli findet übrigens Vieles auch
auf das Privatleben Anwendung. (P. II, 265 fg.)