Identitätsphilosophie.
Die Schelling'sche Identitätsphilosophie scheint zwar den Fehler der
entweder vom Objekt, oder vom Subjekt ausgehenden Systeme zu
vermeiden, sofern dieselbe weder Objekt, noch Subjekt zum eigentlichen
ersten Ausgangspunkte macht, sondern ein Drittes, das durch intellektuale
Anschauung erkennbare Absolutum, welches weder Objekt, noch
Subjekt, sondern die Einerleiheit beider ist. Dennoch ist die Identitätsphilosophie
von dem erwähnten Fehler nicht frei zu sprechen, da sie
das entgegengesetzte Ausgehen vom Objekt und Subjekt nur in sich
vereinigt, indem sie in zwei Disziplinen zerfällt, nämlich den transzendentalen
Idealismus, der die Fichte'sche Ich-Lehre ist und folglich das
Objekt mittelst des Satzes vom Grunde aus dem Subjekt ableitet,
und zweitens die Naturphilosophie, welche ebenso aus dem Objekt das
Subjekt werden lässt; während in Wahrheit das Verhältnis zwischen
Objekt und Subjekt der Herrschaft des Satzes vom Grunde zu entziehen
und ihr bloß das Objekt zu lassen ist. (W. I, 30 fg.)
Durch die dreiste Wegleugnung des Gegensatzes zwischen dem
Realen und Idealen unter Nachahmung der Fehler Spinozas
warf die Schelling'sche Identitätsphilosophie wieder wild durch einander,
was die jenen Gegensatz allmählich und schrittweise zum Bewusstsein
bringende besonnene Philosophie so mühsam gesondert hatte. (P. I,
27—29. W. I, 495; II, 214.)