1) Der Hass als in der moralischen Schlechtigkeit der
menschlichen Natur wurzelnd.
Zum Grenzenlosen Egoismus unserer Natur gesellt sich noch ein,
mehr oder weniger in jeder Menschenbrust vorhandener Vorrat von
Hass, Zorn, Neid, Geifer und Bosheit, angesammelt, wie das Gift in
der Blase des Schlangenzahns, und nur auf Gelegenheit wartend, sich
Luft zu machen, um dann wie ein entfesselter Dämon zu toben und
zu wüten. (
P. II, 228.)
2) Verhältnis des Hasses zum Zorn.
Der Hass verhält sich zum Zorn, wie die chronische zur akuten
Krankheit. Beide, wenn sie nur auf keinen Widerstand stoßen, gewähren
süße Befriedigung. (
P. II, 228 fg.)
3) Antagonismus zwischen Hass und Verachtung.
Hass ist Sache des Herzens, Verachtung des Kopfes. Hass und
Verachtung stehen in entschiedenem Antagonismus und schließen einander
aus. Sogar hat mancher Hass keine andere Quelle, als die Hochachtung,
welche fremde Vorzüge erzwingen. (
P. II, 626.)
4) Warum das Ich den Hass so wenig, wie die Verachtung
in seiner Gewalt hat.
Das Ich hat so wenig den Hass, wie die Verachtung in seiner
Gewalt; denn sein Herz ist unveränderlich und wird durch Motive
bewegt, und sein Kopf urteilt nach unwandelbaren Regeln und objektiven
Daten. Das Ich ist bloß die Verknüpfung dieses Herzens mit
Diesem Kopfe. (
P. II, 626.)
5) Der unversöhnlichste Hass.
Kein Hass ist so unversöhnlich, wie der Neid; daher wir nicht unablässig
bemüht sein sollten, ihn zu erregen, vielmehr besser täten, diesen
Genuss, der gefährlichen Folgen wegen, uns zu versagen. (
P. I, 458 fg.)
6) Lebensregel in Bezug auf den Hass.
Zorn oder Hass in Worten, oder Mienen blicken zu lassen ist unnütz,
ist gefährlich, ist unklug, ist lächerlich, ist gemein. Man darf also
Zorn oder Hass nie anders zeigen, als in Taten. Letzteres wird man
um so vollkommener können, als man Ersteres vollkommener vermieden
hat. (
P. I, 497.)