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Schopenhauers Kosmos

 

 Hass.

1) Der Hass als in der moralischen Schlechtigkeit der menschlichen Natur wurzelnd.

Zum Grenzenlosen Egoismus unserer Natur gesellt sich noch ein, mehr oder weniger in jeder Menschenbrust vorhandener Vorrat von Hass, Zorn, Neid, Geifer und Bosheit, angesammelt, wie das Gift in der Blase des Schlangenzahns, und nur auf Gelegenheit wartend, sich Luft zu machen, um dann wie ein entfesselter Dämon zu toben und zu wüten. (P. II, 228.)

2) Verhältnis des Hasses zum Zorn.

Der Hass verhält sich zum Zorn, wie die chronische zur akuten Krankheit. Beide, wenn sie nur auf keinen Widerstand stoßen, gewähren süße Befriedigung. (P. II, 228 fg.)

3) Antagonismus zwischen Hass und Verachtung.

Hass ist Sache des Herzens, Verachtung des Kopfes. Hass und Verachtung stehen in entschiedenem Antagonismus und schließen einander aus. Sogar hat mancher Hass keine andere Quelle, als die Hochachtung, welche fremde Vorzüge erzwingen. (P. II, 626.)

4) Warum das Ich den Hass so wenig, wie die Verachtung in seiner Gewalt hat.

Das Ich hat so wenig den Hass, wie die Verachtung in seiner Gewalt; denn sein Herz ist unveränderlich und wird durch Motive bewegt, und sein Kopf urteilt nach unwandelbaren Regeln und objektiven Daten. Das Ich ist bloß die Verknüpfung dieses Herzens mit Diesem Kopfe. (P. II, 626.)

5) Der unversöhnlichste Hass.

Kein Hass ist so unversöhnlich, wie der Neid; daher wir nicht unablässig bemüht sein sollten, ihn zu erregen, vielmehr besser täten, diesen Genuss, der gefährlichen Folgen wegen, uns zu versagen. (P. I, 458 fg.)

6) Lebensregel in Bezug auf den Hass.

Zorn oder Hass in Worten, oder Mienen blicken zu lassen ist unnütz, ist gefährlich, ist unklug, ist lächerlich, ist gemein. Man darf also Zorn oder Hass nie anders zeigen, als in Taten. Letzteres wird man um so vollkommener können, als man Ersteres vollkommener vermieden hat. (P. I, 497.)