Grammatik.
Zur Logik verhält sich die Grammatik, wie das Kleid zum Leibe,
oder wie die wesentlichen, die Grundbestandteile jeder Sprache bildenden
Sprachformen zu den allgemeinen allem Denken zu Grunde liegenden
Denkformen. Allein die Denkform und die grammatische Form
brauchen sich nicht zu decken. Alles Denken besteht im Urteilen und
jedes Urteil enthält Subjekt, Prädikat und Kopula, letztere entweder
affirmativ oder negativ; aber nicht jedes von diesen drei Bestandteilen
des Urteils braucht durch ein eigenes Wort oder einen eigenen Redeteil
bezeichnet zu sein. Oft bezeichnet ein Wort Prädikat und Kopula,
wie: Cajus altert; bisweilen ein Wort alle Drei, wie: concurritur,
d. h. die Heere werden handgemein. Hieraus erhellt, dass man die
Formen des Denkens doch nicht so geradezu und unmittelbar in den
Worten, noch selbst in den Redeteilen zu suchen hat; da das selbe
Urteil in verschiedenen, ja sogar in der selben Sprache durch verschiedene
Worte und selbst durch verschiedene Redeteile ausgedrückt
werden kann, der Gedanke aber dennoch der selbe bleibt, folglich auch
seine Form; denn der Gedanke könnte nicht der selbe sein bei verschiedener
Form des Denkens selbst. Wohl aber kann das Wortgebilde,
bei gleichem Gedanken und gleicher Form desselben, ein verschiedenes
sein; denn es ist bloß die äußere Einkleidung des Gedankens, der
hingegen von seiner Form unzertrennlich ist. Also erläutert die
Grammatik nur die Einkleidung der Denkformen. Die Redeteile lassen
sich daher ableiten aus den ursprünglichen, von allen Sprachen unabhängigen
Denkformen selbst; diese mit allen ihren Modifikationen
auszudrücken ist ihre Bestimmung. (W. I, 566—568.)