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Schopenhauers Kosmos

 

 Grammatik.

Zur Logik verhält sich die Grammatik, wie das Kleid zum Leibe, oder wie die wesentlichen, die Grundbestandteile jeder Sprache bildenden Sprachformen zu den allgemeinen allem Denken zu Grunde liegenden Denkformen. Allein die Denkform und die grammatische Form brauchen sich nicht zu decken. Alles Denken besteht im Urteilen und jedes Urteil enthält Subjekt, Prädikat und Kopula, letztere entweder affirmativ oder negativ; aber nicht jedes von diesen drei Bestandteilen des Urteils braucht durch ein eigenes Wort oder einen eigenen Redeteil bezeichnet zu sein. Oft bezeichnet ein Wort Prädikat und Kopula, wie: Cajus altert; bisweilen ein Wort alle Drei, wie: concurritur, d. h. die Heere werden handgemein. Hieraus erhellt, dass man die Formen des Denkens doch nicht so geradezu und unmittelbar in den Worten, noch selbst in den Redeteilen zu suchen hat; da das selbe Urteil in verschiedenen, ja sogar in der selben Sprache durch verschiedene Worte und selbst durch verschiedene Redeteile ausgedrückt werden kann, der Gedanke aber dennoch der selbe bleibt, folglich auch seine Form; denn der Gedanke könnte nicht der selbe sein bei verschiedener Form des Denkens selbst. Wohl aber kann das Wortgebilde, bei gleichem Gedanken und gleicher Form desselben, ein verschiedenes sein; denn es ist bloß die äußere Einkleidung des Gedankens, der hingegen von seiner Form unzertrennlich ist. Also erläutert die Grammatik nur die Einkleidung der Denkformen. Die Redeteile lassen sich daher ableiten aus den ursprünglichen, von allen Sprachen unabhängigen Denkformen selbst; diese mit allen ihren Modifikationen auszudrücken ist ihre Bestimmung. (W. I, 566—568.)