1) Verwandtschaft der Gewohnheit mit der Trägheit.
Die Macht der Gewohnheit beruht auf der Trägheit, und dies
ist im eigentlicheren Sinne zu verstehen, als es scheint. Was nämlich
für die durch mechanische Ursachen bewegten Körper die Kraft der
Trägheit ist, eben Dies ist für die durch Motive bewegten Körper
die Macht der Gewohnheit. Die aus Gewohnheit geschehenden
Handlungen geschehen ohne individuelles, einzelnes, eigens für diesen
Fall wirkendes Motiv. Bloß die ersten Exemplare jeder zur Gewohnheit
gewordenen Handlung haben ein Motiv gehabt, dessen Nachwirkung
die jetzige Gewohnheit ist, gerade so wie ein durch Stoß bewegter
Körper keines neuen Stoßes mehr bedarf, um seine Bewegung fortzusetzen.
Diese Verwandtschaft der Gewohnheit mit der Trägheit ist
kein bloßes Gleichnis, sondern es ist Identität der Sache, nämlich des
Willens auf weit verschiedenen Stufen seiner Objektivation, welchen
gemäß sich das selbe Bewegungsgesetz so verschieden gestaltet. (
P. II,
619 fg.)
2) Unterschied zwischen den gewohnheitsmäßigen und
den aus der Konstanz des Charakters hervorgehenden
Handlungen.
Gar Manches, was der Macht der Gewohnheit zugeschrieben
wird, beruht vielmehr auf der Konstanz und Unveränderlichkeit des
angeborenen Charakters, in Folge welcher wir unter gleichen
Umständen stets das Selbe tun, welches daher mit gleicher Notwendigkeit
das erste, wie das hundertste Mal geschah. (
P. II, 619.)