1) Gleisnerei und Fadheit der Gesellschaft.
Ein Beispiel von der Gleisnerei der Welt geben unter anderen viele
geladene Gäste in Feierkleidern, unter festlichem Empfange; sie sind das
Aushängeschild der edlen, erhöhten Geselligkeit. Aber statt ihrer ist,
in der Regel, nur Zwang, Pein und Langeweile gekommen; denn schon
wo viele Gäste sind, ist viel Pack, — und hätten sie auch sämtlich
Sterne auf der Brust. Die wirklich gute Gesellschaft ist nämlich,
überall und notwendig, sehr klein. (
P. I, 436.) Jede Gesellschaft
erfordert notwendig eine gegenseitige Akkommodation und Temperatur;
daher wird sie, je größer, desto fader. (
P. I, 446.)
2) Gegensatz zwischen der Rangliste der Natur und
der Rangliste der Gesellschaft.
Während die Natur zwischen Menschen die weiteste Verschiedenheit,
im Moralischen und Intellektuellen, gesetzt hat, stellt die Gesellschaft,
diese für nichts achtend, sie alle gleich, oder vielmehr sie setzt an ihre
Stelle die künstlichen Unterschiede und Stufen des Standes und Ranges,
welche der Rangliste der Natur sehr oft diametral entgegen laufen.
Was den großen Geistern die Gesellschaft verleidet, ist die Gleichheit
der Rechte, folglich der Ansprüche, bei der Ungleichheit der Fähigkeiten,
folglich der (gesellschaftlichen) Leistungen der Andern. Die
sogenannte gute Sozietät lässt Vorzüge aller Art gelten, nur nicht die
geistigen. Sie verpflichtet uns, gegen jede Torheit, Narrheit, Verkehrtheit,
Stumpfheit, Grenzenlose Geduld zu beweisen; persönliche
Vorzüge hingegen sollen sich Verzeihung erbetteln, oder sich verbergen;
denn die geistige Überlegenheit verletzt durch ihre bloße Existenz, ohne
alles Zutun des Willens. (
P. I, 446 fg.)
3) Wichtigkeit der gleichen Stimmung für die gesellige
Gemeinschaft und Beförderungsmittel derselben.
Selbst zwischen den homogensten, harmonierendsten Persönlichkeiten
entstehen durch die Verschiedenheit ihrer gegenwärtigen Stimmung
leicht Dissonanzen, zu deren Aufhebung stets eine gleichschwebende
Temperatur einführen zu können eine Leistung der höchsten Bildung
wäre. Wie viel Gleichheit der Stimmung für die gesellige Gemeinschaft
leiste, lässt sich daran ermessen, dass sogar eine zahlreiche Gesellschaft
zu lebhafter geistiger Mitteilung und aufrichtiger Teilnahme,
unter allgemeinem Behagen, erregt wird, sobald irgend etwas Objektives,
sei es eine Gefahr, oder eine Hoffnung, oder eine Nachricht, oder ein
seltener Anblick u. s. w. auf alle zugleich und gleichartig einwirkt.
Denn Dergleichen, indem es alle Privatinteressen überwältigt, erzeugt
universelle Einheit der Stimmung. In Ermangelung einer solchen
objektiven Einwirkung wird in der Regel eine subjektive ergriffen
und sind demnach die Flaschen, auch Tee und Kaffee das gewöhnliche
Mittel, eine gemeinschaftliche Stimmung in die Gesellschaft zu bringen.
(
P. I, 475.)