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Schopenhauers Kosmos

 

 Fanatismus.

Die Verwebung der Moral mit mythischen Dogmen in den positiven Glaubenslehren — welche Verwebung jeder positiven Glaubenslehre ihre große Kraft gibt — hat zur Folge, dass die Gläubigen die Moral von dem mit ihr verwebten Mythos nicht mehr zu trennen vermögen und nun jeden Angriff auf den Mythos für einen Angriff auf Recht und Tugend ansehen. Dies geht so weit, dass bei den monotheistischen Völkern Atheismus, oder Gottlosigkeit, das Synonym von Abwesenheit aller Moralität geworden ist. Den Priestern sind solche Begriffsverwechselungen willkommen, und nur in Folge derselben konnte jenes furchtbare Ungeheuer, der Fanatismus, entstehen und nicht etwa nur einzelne verkehrte und böse Individuen, sondern ganze Völker beherrschen und zuletzt, was zur Ehre der Menschheit nur Ein Mal in ihrer Geschichte dasteht, in diesem Okzident sich als Inquisition verkörpern, welche in Madrid allein in 300 Jahren 300,000 Menschen, Glaubenssachen halber, auf dem Scheiterhaufen qualvoll sterben ließ. (W. I, 427, Anmerk. E. 262 fg.)