1) Begriff der Ewigkeit.
Die Ewigkeit ist ein Begriff, dem keine Anschauung zum Grunde
liegt; er ist auch deshalb bloß negativen Inhalts, besagt nämlich ein
zeitloses Dasein. (
W. II, 551.) Dem von jeher dagewesenen Begriff
der Ewigkeit liegt das Bewusstsein der Idealität der Zeit zum
Grunde. Die Ewigkeit ist nämlich wesentlich der Gegensatz der
Zeit, und so haben die irgend Einsichtigen ihren Begriff auch stets
gefasst, was sie nur konnten in Folge des Gefühls, dass die Zeit bloß
in unserem Intellekt, nicht im Wesen der Dinge an sich liegt. Bloß
der Unverstand der ganz Unfähigen hat den Begriff der Ewigkeit nicht
anders sich auszulegen gewusst, denn als eine endlose Zeit. Dies eben
nötigte die Scholastiker zu ausdrücklichen Aussprüchen, wie:
aeternitas
non est temporis sine fine successio, sed Nunc stans; hatte doch
schon Plato und nach ihm Plotinos gesagt: die Zeit ist das bewegte
Bild der Ewigkeit (
αιωνος εικων κινητη δ χρονος). Man könnte in
dieser Absicht die Zeit eine auseinandergezogene Ewigkeit nennen und
darauf die Behauptung stützen, dass, wenn es keine Ewigkeit gäbe, auch
die Zeit nicht sein könnte. Seit Kant ist, im selben Sinne, der Begriff
des außerzeitlichen Seins in die Philosophie eingeführt
worden; doch sollte man im Gebrauch desselben sehr behutsam sein, da
er zu denen gehört, die sich wohl noch denken, jedoch durch gar keine
Anschauung belegen und realisieren lassen. (
P. II, 43.
W. I, 207.
330; II, 551.)
2) Wem Ewigkeit zukommt.
Das Ding an sich bleibt unberührt von der Zeit und Dem, was
nur durch sie möglich ist, dem Entstehen und Vergehen, ist folglich
ewig, eben so die Ideen. Die Zeit ist bloß die verteilte und zerstückelte
Ansicht, welche ein individuelles Wesen von den Ideen hat,
die außer der Zeit, mithin ewig sind. (
W. II, 551; I, 207.) Den
individuellen Erscheinungen hingegen kommt Ewigkeit nicht zu; doch
könnten sogar die Erscheinungen in der Zeit jenes rastlos flüchtige, dem
Nichts zunächst stehende Dasein nicht haben, wenn nicht in ihnen ein
Kern aus der Ewigkeit wäre. (
W. II, 551.)
3) Woran wir uns der Ewigkeit unseres eigenen inneren
Wesens bewusst werden.
Je deutlicher Einer sich der Hinfälligkeit, Nichtigkeit und traumartigen
Beschaffenheit aller Dinge bewusst wird, desto deutlicher wird
er sich auch der Ewigkeit seines eigenen inneren Wesens bewusst; weil
doch eigentlich nur im Gegensatz zu diesem jene Beschaffenheit erkannt
wird; wie man den raschen Lauf seines Schiffes nur nach dem festen
Ufer sehend wahrnimmt, nicht wenn man in das Schiff selbst sieht.
(
P. II, 287 fg.)