1) Der Ernst als Gegenteil des Scherzes.
Das Gegenteil des Lachens und Scherzes ist der Ernst. Demgemäß
besteht er im Bewusstsein der vollkommenen Übereinstimmung
und Kongruenz des Begriffs, oder Gedankens, mit dem Anschaulichen,
oder der Realität. Der Ernste ist überzeugt, dass er die Dinge denkt,
wie sie sind, und dass sie sind, wie er sie denkt. Eben deshalb ist der
Übergang vom tiefen Ernst zum Lachen so besonders leicht und durch
Kleinigkeiten zu bewerkstelligen, weil jene vom Ernst angenommene
Übereinstimmung, je vollkommener sie schien, desto leichter selbst durch
eine geringe, unerwartet zu Tage kommende Inkongruenz aufgehoben
wird. Daher je mehr ein Mensch des ganzen Ernstes fähig ist, desto
herzlicher kann er lachen. (
W. II, 108.)
2) Der Ernst als den Schwerpunkt des Lebens bestimmend.
Alles kommt zuletzt darauf an, wo der eigentliche Ernst des
Menschen liegt. Bei fast Allen liegt er ausschließlich im eigenen Wohl
und dem der Ihrigen; daher sie dies und nichts Anderes zu fördern im
Stande sind, weil eben kein Vorsatz, keine willkürliche und absichtliche
Anstrengung den wahren, tiefen, eigentlichen Ernst verleiht. Denn er
bleibt stets da, wo die Natur ihn hingelegt hat; ohne ihn aber kann
Alles nur halb betrieben werden. Wie ein bleiernes Anhängsel einen
Körper immer wieder in die Lage zurückbringt, die sein durch dasselbe
determinierter Schwerpunkt erfordert; so zieht der wahre Ernst des
Menschen die Kraft und Aufmerksamkeit seines Intellekts immer dahin
zurück, wo er liegt; alles Andere treibt der Mensch ohne wahren
Ernst. (
W. II, 438.)