1) Definition der Eristik.
Die Eristik ist die Technik des Disputierens. (
W. II, 112.)
Da jedes auf Erforschung der Wahrheit gerichtete Gespräch mit Andern
wegen der Verschiedenheit der Individualitäten leicht in die Kontroverse
und wegen der Unredlichkeit der Menschen leicht in Rechthaberei
übergeht; so muss man, um regelrecht zu disputieren und besonders um
den Schlichen und Kniffen der Rechthaberei zu begegnen, gewisse formale
Regeln innehaben und anwenden. Die Theorie dieser Regeln
ist die Eristik oder eristische Dialektik. Sie ist also die geistige
Fechtkunst, in Regeln gebracht. (
P. II, 27 ff.
H. 3 ff.)
2) Inhalt der Eristik.
Die Eristik enthält erstens die Darstellung des Wesentlichen
jeder Disputation, das abstrakte Grundgerüst, gleichsam das Skelett
der Kontroverse überhaupt. (
P. II, 28—30.
H. 11—14.) Zweitens
enthält sie die begriffliche Darlegung der Stratagemata (Kunstgriffe),
denen sich die Disputierenden instinktiv zu bedienen pflegen. (
P. 30 ff.
H. 14—35.) Diese Stratagemata nehmen als eristisch-dialektische
Figuren die Stelle ein, welche in der Logik die syllogistischen, und in
der Rhetorik die rhetorischen Figuren ausfüllen, mit welchen beiden sie
das Gemeinsame haben, dass sie gewissermaßen angeboren sind, indem
ihre Praxis der Theorie vorhergeht, man also, um sie zu üben, nicht
erst sie gelernt zu haben braucht. (
P. II, 27.)