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Schopenhauers Kosmos

 

 Empfindung.

1) Subjektivität der Empfindung.

Die Empfindung ist selbst in den edelsten Sinnesorganen nichts mehr, als ein lokales, spezifisches, innerhalb seiner Art einiger Abwechselung fähiges, jedoch an sich selbst stets subjektives Gefühl, welches als solches gar nichts Objektives, also nichts einer Anschauung Ähnliches enthalten kann. Denn die Empfindung jeder Art ist und bleibt ein Vorgang im Organismus selbst, als solcher aber auf das Gebiet unterhalb der Haut beschränkt, kann daher, an sich selbst, nie etwas enthalten, was jenseits dieser Haut, also außer uns läge. Sie kann angenehm oder unangenehm sein, — welches eine Beziehung auf unseren Willen besagt, — aber etwas Objektives liegt in keiner Empfindung. (G. 52 ff. F. 7. ff. Vergl. auch Anschauung.)

2) Gegensatz zwischen Empfindung und Anschauung.

Die Sinnesempfindungen liefern noch keineswegs die Anschauung der objektiven Welt, sondern bloß den rohen Stoff dazu. In ihnen selbst liegt so wenig die Anschauung der Dinge, dass sie vielmehr noch gar keine Ähnlichkeit haben mit den Eigenschaften der Dinge, die mittelst ihrer sich uns darstellen. Nur muss man, um dies einzusehen, Das, was wirklich der Empfindung angehört, deutlich aussondern von Dem, was in der Anschauung der Intellekt hinzugetan hat. Dies ist Anfangs schwer, weil wir so sehr gewohnt sind, von der Empfindung sogleich zu ihrer objektiven Ursache überzugehen, dass diese sich uns darstellt, ohne dass wir die Empfindung, welche hier gleichsam die Prämissen zu jenem Schluss des Verstandes liefert, an und für sich beachten. (G. 54 ff.)

3) Woher der Schein entsteht, als ob die Sinnesempfindung unmittelbar, ohne Verstandesoperation, die Gegenstände lieferte.

Die Meinung, dass die Sinnesempfindungen der Seele wirkliche Gegenstände vorstellen, erklärt sich aus Folgendem. Obwohl die Anwendung des uns a priori bewussten Kausalitätsgesetzes die Anschauung vermittelt (s. Anschauung); so tritt dennoch der Verstandesact, mittelst dessen wir von der Wirkung zur Ursache übergehen und so aus den Daten der Sinnesempfindung den Gegenstand konstruieren, keineswegs ins deutliche Bewusstsein; daher sondert sich die Sinnesempfindung nicht von der aus ihr, als dem rohen Stoff, erst vom Verstande gebildeten Vorstellung aus. (W. II, 25—28.)

4) Nutzlosigkeit der Empfindung ohne Verstand.

Alle Tiere, bis zum niedrigsten herab, müssen Verstand, d. h. Erkenntnis des Kausalitätsgesetzes haben, wenn auch in sehr verschiedenem Grade der Feinheit und Deutlichkeit; aber stets wenigstens so viel, wie zur Anschauung mit ihren Sinnen erfordert ist; denn Empfindung ohne Verstand wäre nicht nur ein Unnützes, sondern ein grausames Geschenk der Natur. (G. 76.)