Empfindsamkeit.
Empfindsamkeit wird leicht zum Hindernis der wahren Resignation. In
jenem vom Leben ablösenden Gram, den eine himmlische Freude begleitet,
welche das melancholischste aller Völker the joy of grief genannt hat,
liegt die Klippe der Empfindsamkeit, sowohl im Leben selbst, als
in dessen Darstellung im Dichten. Wenn nämlich immer getrauert
und immer geklagt wird, ohne dass man sich zur Resignation erhebt
und ermannt; so hat man Erde und Himmel zugleich verloren und
wässerige Sentimentalität übrig behalten. Nur indem das Leiden die
Form bloßer reiner Erkenntnis annimmt und sodann diese als Quietiv
des Willens (s. Quietiv) wahre Resignation herbeiführt, ist es der
Weg zur Erlösung und dadurch ehrwürdig. (W. I, 469.)