Beschränkung.
Beschränkung ist Bedingung des Lebensglückes. Alle
Beschränkung beglückt. Je enger unser Gesichts-, Wirkungs- und
Berührungskreis, desto glücklicher sind wir; je weiter, desto öfter fühlen
wir uns gequält, oder geängstigt. Denn mit ihm vermehren und vergrößern
sich die Sorgen, Wünsche und Schrecknisse. Je weniger Erregung
des Willens, desto weniger Leiden. Beschränktheit des Wirkungskreises
benimmt dem Willen die äußeren Veranlassungen zur Erregung;
Beschränktheit des Geistes die inneren. Nur hat letztere den Nachteil,
dass sie der Langeweile die Tür öffnet, welche mittelbar die Quelle
von Leiden wird. Aus dem Idyll ist zu ersehen, wie förderlich die
äußere Beschränkung dem menschlichen Glücke ist. (P. I, 443 fg.)
Man hüte sich, das Glück seines Lebens, mittelst vieler Erfordernisse
zu demselben, auf ein breites Fundament zu bauen; denn
auf einem solchen stehend, stürzt es am leichtesten ein, weil es viel
mehr Unfällen Gelegenheit darbietet und diese nicht ausbleiben. Das
Gebäude unseres Glücks verhält sich also in dieser Hinsicht umgekehrt
wie alle anderen, als welche auf breitem Fundament am festesten stehen.
Seine Ansprüche, im Verhältnis zu seinen Mitteln jeder Art, möglichst
niedrig zu stellen ist demnach der sicherste Weg, großem Unglück zu
entgehen. (P. I, 437.)