Begierde.
l) Begierde als allgemeines Wesen der Naturdinge.
Durch die ganze Schrift über denWillen in der Naturist nachgewiesen, dass Begierde nicht bloß den Tieren und Menschen, sondern auch den Pflanzen, ja den unorganischen Körpern zukommt, dass folglich Begierde auch da stattfindet, wo keine Empfindung und keine Erkenntnis ist, Begierde mithin unabhängig ist von Empfindung und Erkenntnis, und dass dies durch die Aussprüche bedeutender Naturforscher bestätigt wird.
Es ist keineswegs bloß zufällig, dass in den meisten, ja vielleicht
allen Sprachen das Wirken auch der erkenntnislosen, ja der leblosen
Körper durch Begehren oder Wollen ausgedrückt wird. Es zeigt
sich darin die tiefe Weisheit der Sprache. Auch ist es entschieden mehr,
als bloß bildlicher Ausdruck, wenn die modernen Chemiker von der
Begierde der Stoffe, sich mit einander zu verbinden, sprechen. Es beruht
dieser Ausdruck auf dem innig verstandenen und gefühlten Hergang
des chemischen Prozesses. (N. 95—97.)
Verschiedene große Männer der alten und neuen Zeit haben richtig
die Begierde, den appetitus, als das Wesen der Naturkräfte erkannt.
(Vergl. außer den in der Schrift
über den Willen in der NaturAngeführten noch besonders W. I, 151; II, 333 fg.)