Anonymität.
Anonymität ist das Schild aller literarischen Schurkerei. Oft auch
dient sie bloß, die Obskurität, Inkompetenz und Unbedeutendheit des
Urteilenden zu bedecken. Rousseaus Wort: tout honnête homme
doit avouer les livres qu’il publie, das heißt auf deutsch:
Jeder ehrliche Mann setzt seinen Namen unter Das, was er schreibt— gilt von jeder Zeile, die zum Druck gegeben wird. (P. II, 546 fg.)
Pressefreiheit sollte durch das strengste Verbot aller und jeder Anonymität
und Pseudonymität bedingt sein, damit Jeder für Das, was er
durch das weitreichende Sprachrohr der Presse öffentlich verkündet,
wenigstens mit seiner Ehre verantwortlich wäre. (P. II, 268. 547.)
So lange ein solches Verbot nicht existiert, sollten alle redlichen Schriftsteller
sich vereinigen, die Anonymität durch das Brandmal der öffentlich,
unermüdlich und täglich ausgesprochenen äußersten Verachtung zu
proskribieren. (P. II, 548.)
Leute, die nicht anonym geschrieben haben, anonym anzugreifen, ist
offenbar ehrlos. Bloß anonyme Bücher ist man berechtigt anonym zu
rezensieren. (P. II, 548 fg.)