1) Was die Affektation bedeutet.
Das Affektieren irgend einer Eigenschaft, das Sich-brüsten damit,
ist ein Selbstgeständnis, dass man sie nicht hat. Sei es Mut oder
Gelehrsamkeit, oder Geist, oder Witz, oder Glück bei Weibern, oder
Reichtum, oder vornehmer Stand oder was sonst, womit einer groß
tut, so kann man daraus schließen, dass es ihm gerade daran in etwas
gebricht; denn wer wirklich eine Eigenschaft vollkommen besitzt, dem fällt
es nicht ein, sie herauszulegen und zu affektieren. (
P. I, 485 fg.)
2) Wirkung der Affektation.
Die Affektation erweckt allemal Geringschätzung: erstlich als Betrug,
der als solcher feige ist, weil er auf Furcht beruht; zweitens als
Verdammungsurteil seiner selbst durch sich selbst, indem man scheinen
will, was man nicht ist und was man folglich für besser hält, als
was man ist. (
P. I, 485.) Nachahmung fremder Eigenschaften und
Eigentümlichkeiten ist viel schimpflicher als das Tragen fremder Kleider;
denn es ist das Urteil der eigenen Wertlosigkeit, von sich selbst ausgesprochen.
(
W. I, 361.)
3) Unhaltbarkeit der Affektation.
Das Affektieren wird erkannt, selbst ehe klar geworden, was eigentlich
Einer affektiert. Und endlich hält es auf die Länge nicht Stich,
sondern die Maske fällt einmal ab. (
P. I, 486.)