Affe.
1) Der Affe als Stammvater des Menschen.
Wir wollen es uns nicht verhehlen, dass wir die ersten Menschen uns zu denken haben als in Asien vom Pongo (dessen Junges Orang-Utan heißt), in Afrika vom Schimpanse geboren, wiewohl nicht als Affen, sondern sogleich als Menschen. Diesen Ursprung lehrt sogar ein buddhistischer Mythos (P. II, 164.)
Wenn die Natur den letzten Schritt bis zum Menschen, statt vom
Affen aus, vom Hunde oder Elefanten aus genommen hätte, wie
ganz anders wäre da der Mensch. Er wäre ein vernünftiger Elefant,
oder vernünftiger Hund, statt dass er jetzt ein vernünftiger Affe ist.
Sie nahm ihn vom Affen aus, weil es der kürzeste war; aber durch
eine kleine Änderung ihres früheren Ganges wäre er von einer andern
Stelle aus kürzer geworden. (H. 348.)
2) Die Gestalt des Affen.
Die Gestalten der Tiere sind durchweg nur das Abbild ihres Wollens, der sichtbare Ausdruck der Willensbestrebungen, die ihren Charakter ausmachen (N. 45); der Wille zum Leben ist das (Lamarcksche) Urtier, welches nach Maßgabe der Umstände aus einem und demselben Grundtypus die Mannigfaltigkeit der Gestalten hervorbringt. Will er als Affe auf den Bäumen umherklettern, so greift er alsbald mit vier Händen nach den Zweigen und streckt dabei Ulna nebst Radius unmäßig in die Länge; zugleich verlängert er das os coccygis zu einem ellenlangen Wickelschwanz, um sich damit an die Zweige zu hängen und von einem Ast zum anderen zu schwingen. (N. 52.)3) Die Intelligenz des Affen.
Wie mit jedem Organ und jeder Waffe, zur Offensive oder Defensive, hat sich auch in jeder Tiergestalt der Wille mit einem entsprechenden Intellekt ausgerüstet, als einem Mittel zur Erhaltung des Individuums und der Art. Der außerordentliche Verstand der Affen war nötig, teils weil sie bei einer Lebensdauer, die selbst bei denen mittlerer Größe sich auf fünfzig Jahre erstreckt, eine geringe Proliferation haben, nämlich nur Ein Junges zur Zeit gebären; zumal aber, weil sie Hände haben, denen ein sie gehörig benutzender Verstand vorstehen musste und auf deren Gebrauch sie angewiesen sind, sowohl bei ihrer Verteidigung mittelst äußerer Waffen, wie Steine und Stöcke, als auch bei ihrer Ernährung, welche mancherlei künstliche Mittel verlangt und überhaupt ein geselliges und künstliches Raubsystem nötig macht, mit Zureichen der gestohlenen Früchte von Hand zu Hand, Ausstellen von Schildwachen u. dgl. m. Hierzu kommt noch, dass dieser Verstand hauptsächlich ihrem jugendlichen Alter eigen ist, als in welchem die Muskelkraft noch unentwickelt ist; z. B. der junge Pongo oder Orang-Utan hat in der Jugend ein relativ überwiegendes Gehirn und sehr viel größere Intelligenz, als im Alter der Reife, wo die Muskelkraft ihre große Entwickelung erreicht hat und den Intellekt ersetzt, der demgemäß stark gesunken ist. Dasselbe gilt von allen Affen; der Intellekt tritt also hier einstweilen vikariierend für die künftige Muskelkraft ein. (N. 48 fg. W. II, 452—454.) So entwickelt der Intellekt der vollkommensten Tiere auch ist und so überraschend oft ihre Sagazität, so müssen wir uns doch andererseits wundern, dass die klugen Orang-Utans das vorgefundene Feuer, an dem sie sich wärmen, nicht durch Nachlegen von Holz unterhalten, — ein Beweis, dass dieses schon eine Überlegung erfordert, die ohne abstrakte Begriffe nicht zu Stande kommt. (W. I, 27 fg.)
Die Tiere fassen im Allgemeinen an den Objekten nur Das auf,
was Bezug auf ihr Wollen hat, der Intellekt steht also bei ihnen noch
ganz im Dienste des Willens; sogar die klügeren Tiere sehen die Objekte
nur, sofern sie Motive für den Willen sind. Bei den allerklügsten
und noch durch Zähmung gebildeten Tieren jedoch stellt sich
bisweilen schon die erste schwache Spur einer anteilslosen Auffassung
der Umgebung ein. Hunde bringen es schon bis zum Gaffen, Affen
schauen bisweilen umher, als ob sie über die Umgebung sich zu besinnen
strebten. (N. 74 fg. P. II, 71.)
Die Heftigkeit des Willens hält mit der Erhöhung der Intelligenz
gleichen Schritt. Die Lebhaftigkeit und Heftigkeit des Affen steht mit seiner
schon sehr entwickelten Intelligenz in genauer Verbindung. (W. II, 318.)